Die Sagrada Familia ist das Wahrzeichen von Barcelona und gilt als eine der faszinierendsten Baustellen weltweit. Trotz ihres unvollendeten Zustands gehört sie bereits heute zu den außergewöhnlichsten Bauwerken und zieht jedes Jahr Millionen von Touristen an. Diese monumentale Kirche im modernistischen Stil ist gleichzeitig das meistbesuchte Gebäude Spaniens.

Die sich ständig verändernde Silhouette der Sagrada Familia prägt die Skyline Barcelonas und verkörpert den unermüdlichen Geist einer Stadt, die Tradition und Innovation in Einklang bringt. Trotz – oder gerade wegen – ihres unvollendeten Zustands ist die Basilika ein lebendiges Zeugnis menschlicher Kreativität und Ausdauer, das Besucher aus aller Welt in seinen Bann zieht.

In diesem Beitrag erfahrt ihr alles über die faszinierende Geschichte der Sagrada Familia – von ihren bescheidenen Anfängen bis zu den ehrgeizigen Plänen für ihre zukünftige Fertigstellung. Entdeckt, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in diesem architektonischen Meisterwerk miteinander verschmelzen. Außerdem findet ihr hier praktische Informationen zum Ticketerwerb und zum Besuch der Sagrada Familia, damit ihr eure Reise optimal planen könnt.

Sagrada Familia Luftbild

Kurzum: Was ist die Sagrada Familia und warum ist es ein Muss, diese Kirche zu besuchen?

  • Die Sagrada Familia ist das berühmteste Werk des modernistischen Architekten Antoni Gaudí. Und wer an Barcelona denkt, denkt automatisch an Gaudí.
  • Auf Katalanisch heißt die Kirche ‘Temple Expiatori de la Sagrada Família’, was sich wörtlich mit „Sühnetempel der Heiligen Familie“ übersetzen lässt.
  • Die Sagrada Familia ist für Barcelona wie der Eiffelturm für Paris: das Symbol der Stadt und das Symbol der katalanischen Moderne. Wenn es ein Muss auf eurer Barcelona-Liste gibt, dann ist es die Sagrada Familia!
  • Sowohl von außen als auch von innen unterscheidet sich die Basilika grundlegend durch ihre einzigartigen Formen und Strukturen von anderen Kirchen auf der Welt. Nicht umsonst sagen Kinder oft überrascht: ‚Ist das eine Kirche? So sieht eine Kirche doch nicht aus!‘
  • Mit über vier Millionen Besuchern pro Jahr ist Gaudís Tempel das meistbesuchte Denkmal in ganz Spanien.
  • Der Bau der Sagrada Familia läuft bereits seit 1882.
  • Das Datum der Fertigstellung ist noch nicht festgelegt.

Tickets für Sagrada Família

Wichtig zu beachten: Tickets für die Sagrada Familia können nur online erworben werden. Das hat jedoch den Vorteil, dass die früher oft sehr langen Warteschlangen beim Eintritt umgangen werden.

Bei der Online-Buchung habt ihr die Möglichkeit, aus verschiedenen Ticketoptionen für die Sagrada Família zu wählen. Dazu gehören beispielsweise Tickets mit Audioguide, Führungen auf Deutsch (oder in anderen Sprachen) sowie Optionen für eine Turmbesichtigung. Weitere Informationen zu den verschiedenen Ticketoptionen und Preisen findet ihr in unserem separaten Artikel über Sagrada Família Tickets.

Falls keine Tickets für den Innenbereich der Sagrada Familia verfügbar sind oder euch lediglich der Außenbereich interessiert, haben wir eine tolle Alternative! Wir bieten exklusive Führungen der Fassade an, bei denen ihr die faszinierende Geschichte dieses außergewöhnlichen Bauwerks kennenlernen könnt, ohne den Innenraum betreten zu müssen. Für weitere Details oder Preisangaben stehen wir euch gerne zur Verfügung.

Fassadenführung Sagrada Familia

Vor eurem Besuch

Wo befindet sich die Sagrada Familia?

Die Sagrada Familia liegt etwas nördlich der Altstadt von Barcelona, im Stadtteil Eixample. Der gesamte Stadtteil Eixample ist schachbrettartig angelegt. Die Sagrada Familia grenzt im Süden an die Carrer de Mallorca (der zukünftige Haupteingang), im Osten an die Carrer de Marina, im Westen an die Carrer de Sardenya und im Norden an die Carrer de Provenca.

Die offizielle Adresse: Carrer de Mallorca, 401, 08013 Barcelona

Der Eingang für Besucher mit bereits erworbener Eintrittskarte und für jene, die an einer Messe in der Sagrada Familia teilnehmen möchten, befindet sich in der Carrer de Marina. Für Gruppen und Personen, die eine Tour gebucht haben, gibt es ebenfalls einen speziellen Eingang in der Carrer de Marina. Beide Eingänge sind deutlich gekennzeichnet. Die Ticketschalter befinden sich in der Carrer de Sardenya.

Wie kommt man zur Sagrada Familia?

Die Sagrada Familia ist leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und von vielen Punkten in der Stadt ist sie bereits aus der Ferne sichtbar, da ihre Türme die Stadt überragen.

U-Bahn (Metro):

Die U-Bahn fährt direkt zur Sagrada Familia. Die blaue U-Bahnlinie L5 und die lila U-Bahnlinie L2 halten an der Station Sagrada Familia. Ihr müsst nur noch aus der U-Bahnstation herauskommen, und die Sagrada Familia erwartet euch!

Die U-Bahnlinie L5 fährt an den GaudíHäusern in Passeig de Gracia vorbei, während die U-Bahnlinie L2 an der Altstadt vorbeifährt.

Busse:

z.B. Nr. 19, D50, 33, 34, V19, V21, B24, H10

Es gibt verschiedene Anfahrtsmöglichkeiten. Wir empfehlen euch, mit Google Maps nach den besten Verbindungen zu suchen.

Auto & Parken:

Die Sagrada Familia verfügt nicht über eigene Parkmöglichkeiten. Wenn ihr mit dem Auto anreisen möchtet, müsst ihr dieses in einem Parkhaus parken. Es gibt mehrere Parkhäuser in der Umgebung der Sagrada Familia, und die Parkpreise variieren stark.

Hop-On-Hop-Off-Bus: 

Sowohl der Bus Turístic als auch der Barcelona City Tour Bus halten an der Sagrada Familia.

Fahrrad:

Vom Zentrum aus könnt ihr auch bequem mit dem Fahrrad zur Sagrada Familia fahren. Es dauert ungefähr 20 bis 25 Minuten. Rund um die Sagrada Familia findet ihr verschiedene Fahrradabstellmöglichkeiten. Ein Radweg verläuft entlang der Carrer de Provença und der Carrer Sardenya.

Zu Fuß:

Vom Zentrum aus könnt ihr zur Sagrada Familia ebenfalls zu Fuß gehen. Vom Plaça Catalunya seid ihr, je nach eurem Tempo, ungefähr eine halbe Stunde unterwegs. Der Weg dorthin ist schön, entlang des interessanten Passeig de Gràcia mit den berühmten Häusern von Gaudí – Casa Batlló und La Pedrera. Dann lauft ihr weiter entlang der Straße Diagonal, wo sich die bekannte Casa de les Punxes befindet.

Wie kommt man zur Sagrada Familia

Öffnungszeiten der Sagrada Familia

November bis Februarvon 9 bis 18hSonntags 10:30 – 18:00
März und Oktobervon 9 bis 19hSamstags 9:00 – 18:00; Sonntags 10:30 – 19:00
April bis Septembervon 9 bis 20hSamstags 9:00 – 18:00; Sonntags 10:30 – 20:00
Am 25. &  26. Dezembervon 9 bis 14 h
Am 1. &  6. Januarvon 9 bis 14 h

Änderungen der aktuellen Öffnungszeiten findet ihr auf der offiziellen Website der Sagrada Familia. Diese können beispielsweise durch besondere Ereignisse in der Basilika variieren.

Die beste Zeit für einen Besuch der Sagrada Familia

Die beste Reisezeit hängt davon ab, was ihr von eurem Besuch erwartet. Falls ihr den Touristenmassen entgehen möchtet, empfehlen wir euch, außerhalb der Ferienzeit zu reisen.

Das schönste Sonnenlicht im Inneren der Kirche ist von der Tageszeit und vom Wetter abhängig. Am Morgen weisen die Farben in der Kirche generell kühlere Töne auf, da die farbigen Glasfenster an der Ostseite blau und grün sind. Am Nachmittag sind die Farben viel wärmer – die Glasfenster an der Westseite strahlen in Gelb und Orange. Die Basilika ist auch nachts wunderschön, da sie beleuchtet ist und ein romantisches Bild ergibt.

Sagrada Familia im Frühling

Der Frühling ist eine wunderbare Zeit, um nach Barcelona zu reisen. In dieser Zeit gibt es weniger Touristen (außer zu Ostern). Es ist jedoch empfehlenswert, auch in der Nebensaison im Voraus ein Ticket für die Sagrada Familia zu buchen.

Sagrada Familia im Sommer

Die Sagrada Familia ist in den Sommermonaten zwei Stunden länger geöffnet. Beachtet bitte, dass die meisten Touristen im Sommer anreisen und dass dies die am meisten überfüllten Monate sind, in denen man vor Ort kaum noch verfügbare Tickets bekommt. Deshalb ist es sinnvoll, ein Ticket im Voraus zu kaufen.

Sagrada Familia im Herbst

Die Herbstmonate sind eine gute Zeit, um Barcelona zu besuchen. Die Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 15 °C und 20 °C – die perfekte Temperatur, um die Sagrada Familia und andere Sehenswürdigkeiten zu besuchen.

Sagrada Familia im Winter

Ein großer Vorteil im Winter ist, dass es meist weniger los ist. Nach einem Besuch der Sagrada Familia könnt ihr direkt zum Weihnachtsmarkt Fira de Nadal spazieren.

beste Zeit Sagrada Familia

Rollstuhlfahrer

Die Sagrada Familia ist bis auf die Türme rollstuhlgerecht. Die Türme können leider mit einem Rollstuhl nicht besichtigt werden.

Rollstuhlfahrer und Menschen mit einem Behinderungsgrad von über 65 % dürfen die Sagrada Familia bei Vorlage entsprechender medizinischer Unterlagen kostenlos besuchen. Der Eintritt ist sowohl für die Person mit Behinderung als auch für eine Begleitperson kostenlos. Ein weiterer Vorteil ist, dass behinderte Menschen nicht in der Schlange stehen müssen.

Die Sagrada Familia ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln für Rollstuhlfahrer leicht zu erreichen. Alle Busse und U-Bahnen verfügen über Zugangsschilder und spezielle Plätze für Rollstuhlfahrer. Weiter unten erfahrt ihr, wie ihr die Sagrada Familia mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen könnt.

Kinder

Kinder bis 11 Jahren haben freien Eintritt in die Sagrada Familia. Aus Sicherheitsgründen haben Kinder unter 6 Jahren keinen Zutritt zu den Türmen, und Kinder unter 16 Jahren dürfen die Türme nur in Begleitung eines Erwachsenen betreten.

Wichtig zu beachten: Obwohl der Eintritt für Rollstuhlfahrer, Menschen mit Behinderung und Kinder unter 11 Jahren kostenlos ist, müsst ihr auch die kostenlosen Tickets im Voraus reservieren!

Regeln beim Besuch der Sagrada Familia

« Am Eingang zur Kirche werden eure Taschen, Rucksäcke und andere Gepäckstücke kontrolliert.

« Beachtet bitte, dass die Sagrada Familia in erster Linie eine katholische Kirche ist. Geschrei oder Rennen sind daher nicht erlaubt.

« Kleiderordnung: Da es sich um eine katholische Kirche handelt, muss eure Kleidung dem katholischen Glauben entsprechen. Die Kleidung sollte nicht durchsichtig sein. Die Schultern müssen bedeckt werden, und Shorts sowie Röcke müssen mindestens bis zu den Knien reichen. Bauchfreie Shirts und tiefe Ausschnitte (auch am Rücken) sind nicht zulässig. Kopfbedeckungen, Hüte und Mützen sind nicht gestattet, mit Ausnahme von Kopfbedeckungen, die aus gesundheitlichen oder religiösen Gründen getragen werden. Darüber hinaus ist es nicht gestattet, Kleidung zu tragen, die Aufmerksamkeit erregt, wie zum Beispiel Kleidung, die zur Feier bestimmter religiöser oder nicht religiöser Festlichkeiten bestimmt ist. Stellt sicher, dass ihr passende Kleidung dabei habt, da vor Ort keine Bekleidung verkauft oder bereitgestellt wird, um sich zu bedecken.

« Während einer Messe wird um nötigen Respekt gebeten: keine Fotos, nicht durch die Kirche wandern und nicht laut reden, u. a.

« Fotografieren ist außer während einer Messe erlaubt. Fotostative oder professionelle Fotoausrüstung sind allerdings ausdrücklich untersagt.

Unsere persönlichen Tipps

«  Nehmt euch genug Zeit für den Besuch.

«  Kommt pünktlich.

«  Informiert euch auf der Website immer über die aktuellen Öffnungszeiten, damit ihr keine bösen Überraschungen erlebt.

« Gaudís Meisterwerk von außen zu bewundern, ist kostenlos. Der Eintritt ins Innere hingegen ist kostenpflichtig (weiter unten erklären wir auch, warum). Es gibt jedoch die Möglichkeit, diese Top-Sehenswürdigkeit kostenlos zu besuchen. Weitere Informationen dazu findet ihr in unserem Artikel über die Tickets für die Sagrada Família.

«  Besondere Highlights sind die grandiosen Konzerte, die zu Ostern und zu Weihnachten in der Kirche stattfinden.

«  Wenn ihr die Türme der Sagrada Familia besichtigt, müsst ihr euren Rucksack in einem Schließfach in der Kirche aufbewahren. Dafür benötigt ihr Münzen. Vergewissert euch also, dass ihr einige lose Münzen in eurer Tasche habt.

«  Wenn ihr ein schönes Bild von der Sagrada Familia haben möchtet, könnt ihr dieses aus jeweils beiden Parks, die Sagrada Familia umgeben, machen. Von beiden Parks habt ihr die schönsten Blicke auf die Basilika.

«  Einen wunderschönen Blick auf die Sagrada Familia könnt ihr auch von der Terrasse des Hotels Ayre Roselló genießen.

«  In der unmittelbaren Nähe der Sagrada Familia (etwa 10 Minuten Gehweg) gibt es das ehemalige Krankenhaus Sant Pau Recinte Modernista, das ihr mit dem Besuch der Sagrada Familia kombinieren könnt.

Hospital Sant Pau Sagrada Familia

Während eures Besuchs

Was könnt ihr während eures Besuchs in der Sagrada Familia alles sehen?

Das Bauwerk ist beeindruckend – sowohl durch seine Größe als auch durch seine außergewöhnliche Architektur. Es besteht aus fünf Hauptschiffen und drei Querschiffen, die zusammen ein lateinisches Kreuz bilden. Das fünfschiffige Hauptschiff ist 90 Meter lang, während das dreischiffige Querschiff eine Länge von 60 Metern erreicht. Gekrönt wird dieses Kreuz von einer halbkreisförmigen Apsis, die aus sieben Kapellen besteht. Die Kirche ist fast vollständig von einem Kreuzgang umgeben.

Falls ihr keine Tickets für die Sagrada Familia habt, könnt ihr zumindest die Fassaden und die Umgebung der Kirche besichtigen. Auf beiden Seiten des Bauwerks befinden sich Grünflächen (Parks), von denen aus ihr eine großartige Aussicht auf die Basilika habt. Hier lassen sich die drei Fassaden und die bereits fertiggestellten Türme gut betrachten.

Sagrada Familia Park

Fassaden

Jede der drei Fassaden symbolisiert ein zentrales Ereignis im Leben von Jesus Christus: die Geburt, den Leidensweg und die Verherrlichung Christi. Jede Fassade ist reich an biblischen Szenen, die ihr von außen bewundern könnt. Mit einer Eintrittskarte lassen sich jedoch noch mehr Details aus nächster Nähe entdecken.

Die Geburtsfassade (Façana del Naixement)

Diese Fassade liegt an der Carrer de la Marina und dient aktuell als Haupteingang. Man erkennt sie sofort, da sie viel dunkler ist als der Rest der Kirche und reich verziert. Sie ist nach Osten ausgerichtet (genauer gesagt nach Nordosten), sodass die Morgensonne sie in ein wunderschön sanftes Licht taucht.

Die Geburtsfassade, auch Weihnachtsfassade genannt, besteht aus drei großen Portalen, von denen jedes eine theologische Tugend symbolisiert und einem Mitglied der Heiligen Familie gewidmet ist:

  • Das linke Portal steht für die Hoffnung und ist Josef gewidmet.
  • Das mittlere Portal repräsentiert die Gnade und ist Jesus gewidmet.
  • Das rechte Portal symbolisiert den Glauben und ist Maria gewidmet.

Zusätzlich wird die Fassade von vier Glockentürmen umrahmt, die jeweils einem der zwölf Apostel gewidmet sind: Matthäus, Barnabas, Thaddäus und Simon Petrus.

Geburtsfassade Sagrada Familia

Die Geburtsfassade war die erste, die errichtet wurde, zwischen 1894 und 1930, und ist die einzige, die zu Gaudís Lebzeiten weitgehend fertiggestellt wurde. Sie zeigt den klassischen Modernismus-Stil des katalanischen Architekten und gehört seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Wie der Name der Fassade bereits andeutet, stellen die vielen Skulpturen und Verzierungen die Geburt Jesu Christi sowie seine Kindheit und Jugend dar und symbolisieren Leben und Schöpfung.

Auch die Natur spielt hier, wie in vielen anderen Werken Gaudís, eine bedeutende Rolle: Zahlreiche Darstellungen von Tieren und Pflanzen vereinen sich zu einem symbolischen Baum des Lebens.

Seit den 1970er-Jahren arbeitet der japanische Bildhauer Etsuro Sotoo als Nachfolger Gaudís an der Ergänzung und Renovierung dieser Fassade.

Geburtsfassade Statuen
Passionsfassade (Façana de la Passió)

Diese Fassade liegt an der Carrer de Sardenya und ist nach Westen ausgerichtet (genauer gesagt nach Südwesten). Dadurch verleiht das Spiel von Licht und Schatten in der Nachmittags- und Abendsonne der Passionsfassade eine besondere Ausdruckskraft.

Die Passionsfassade wird ebenfalls von vier Glockentürmen überragt, wobei jeder Turm einem Apostel gewidmet ist: Thomas, Philippus, Bartholomäus und Jakobus der Jüngere.

Passionsfassade Sagrada Familia

Der Name dieser Fassade trägt eine symbolische Bedeutung, da sie die Passion Jesu darstellt – seinen Leidensweg, seinen Tod am Kreuz und seine Wiederauferstehung.

Dies war die zweite Fassade, die nach den Originalzeichnungen Gaudís gestaltet wurde. Der Bau begann 1954, und die wesentlichen Arbeiten wurden 1976 abgeschlossen. Die Form dieser Fassade ist stark vom Expressionismus inspiriert. Im Vergleich zur Geburtsfassade wirkt sie jedoch nüchtern, schmucklos und streng. Hier fehlen sämtliche Ornamente und lebensbejahenden Elemente. Stattdessen vermittelt die Fassade das Gefühl von Traurigkeit, Schmerz und dem irreversiblen Verlust durch den Tod Jesu.

Der Stil dieser Fassade unterscheidet sich stark von dem der Geburtsfassade, die Gaudí entworfen hat. Die Skulpturen der Passionsfassade stammen von dem Architekten Josep María Subirachs, der sich bewusst von Gaudís organischen, abgerundeten Formen abhebt, indem er kantige, geometrische Figuren verwendet. Für einige Kritiker ist der moderne Stil Subirachs unvereinbar mit dem Geist von Gaudís Arbeiten. Andere jedoch sind der Meinung, dass genau dieser Kontrast die Sagrada Familia so einzigartig macht.

Passionsfassade Statuen
Glorienfassade oder Fassade der Herrlichkeit (Façana de la Glòria)

Diese dem Meer zugewandte Fassade befindet sich an der Carrer de Mallorca, ist jedoch derzeit noch eine kahle Wand. Nach Gaudís Plänen müssten für die Fertigstellung dieser Fassade einige Häuserblöcke entfernt werden, was signifikante Auswirkungen auf die Nachbarschaft und die Anwohner hätte.

Die Glorienfassade wird eines Tages die wichtigste Fassade der Sagrada Familia sein, an der sich auch der Haupteingang befinden wird. Sie ist der himmlischen Herrlichkeit Jesu gewidmet und stellt den Aufstieg in die göttliche Welt dar: den Tod, das Jüngste Gericht, die Hölle und die Herrlichkeit.

Gaudí wusste, dass er den Bau dieser Fassade nicht mehr erleben würde, entwarf jedoch bereits einige Modelle, in denen er alle wichtigen Symbole festlegte.

Türme

Insgesamt wird die Kirche über 18 Türme verfügen: 12 davon werden den Aposteln gewidmet, 4 den Evangelisten, und die verbleibenden 2 Türme sind Maria und Jesus Christus gewidmet. Bis heute sind 13 der 18 Türme fertig (8 Aposteltürme, 4 Evangelistentürme und der Mariaturm). An Jesusturm wird gearbeitet, und die übrigen 4 (die Aposteltürme) werden in den kommenden Jahren gebaut.

Der niedrigste Turm ist etwa 90 Meter hoch (die Aposteltürme), während der höchste Turm 172,5 Meter über der Stadt ragen wird (der Jesusturm). Wenn dieser höchste Turm fertiggestellt ist, wird die Sagrada Familia das höchste religiöse Gebäude in ganz Europa und den höchsten Kirchturm der Welt beherbergen (derzeit ist der höchste Kirchturm der Welt der in Ulm). Außerdem wird sie das höchste Gebäude in Barcelona sein. Der höchste Turm der Sagrada Familia wird jedoch absichtlich den Hausberg Montjuïc mit seinen 173 Metern nicht überragen, da Gaudí der Ansicht war, dass das Werk Gottes (die Natur) größer bleiben soll als das Werk des Menschen (das Bauwerk).

Während eures Besuchs in der Sagrada Familia könnt ihr auch einen der fertigen Aposteltürme besichtigen. Bitte beachtet, dass der Aufstieg nur mit dem Lift möglich ist, der Abstieg erfolgt über eine Wendeltreppe. Dies ist ein besonderes Erlebnis, das durch den atemberaubenden Ausblick noch verstärkt wird. Um die Türme besichtigen zu können, benötigt ihr ein zusätzliches Ticket. Stellt sicher, dass ihr die Türme zusammen mit euren Eintrittskarten bucht. Die einzige Option ist ein Kombiticket, das den Grundeintritt, den Audioguide und den Turmbesuch umfasst.

Türme Sagrada Familia
Welche Türme empfehlen wir zu besuchen?

Beide Seiten bieten auf ihre Weise einen beeindruckenden Panoramablick auf Barcelona, weshalb sich ein Besuch auf beiden Seiten lohnt. Leider ist es jedoch nicht möglich, beide Türme mit demselben Ticket zu besichtigen. Ihr müsst euch also entscheiden, ob ihr die Türme der Geburtsfassade oder die der Passionsfassade besuchen möchtet.

Die Türme der Geburtsfassade bieten einen Blick nach Osten, während die Türme der Passionsfassade in Richtung Westen und auf das Stadtzentrum ausgerichtet sind. Je nach Tageszeit könnte eure Entscheidung beeinflusst werden – aufgegangene Sonne im Osten oder untergehende Sonne im Westen. Von beiden Fassaden hat man jedoch einen fantastischen Blick auf das Meer und die Ferne.

Die Türme der Passionsfassade sind etwas höher, und die Aussichtsplattformen bieten mehr Platz. Die Besichtigung der Geburtsfassade fühlt sich dagegen etwas kürzer an, daher könnte man sagen, dass die Türme der Passionsfassade die bessere Wahl sind.

Bei ungünstigen Wetterbedingungen wie starkem Wind oder Regen sind die Aufzüge, die den Zugang zu den Türmen ermöglichen, geschlossen. In diesem Fall erhaltet ihr euer Geld zurück.

Sagrada Familia Blick

Sagrada Familia Innen

Die Sagrada Familia ist schon von außen ein beeindruckendes Kunstwerk, doch im Inneren entfaltet sich die wahre Grandiosität der Kirche. Mit ihren hohen, lichtdurchfluteten Hallen, den filigranen Säulen und den kunstvollen Glasfenstern entsteht ein überwältigendes Gefühl der Erhabenheit und Spiritualität, das die Besucher in Staunen versetzt. Wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet, lest gerne unseren separaten Artikel zur Innenarchitektur der Sagrada Familia.

Fenster Sagrada Familia

Die Schule der Sagrada Familia

Zwischen 1908 und 1909 ließ Gaudí auf dem Kirchengelände eine Schule errichten, die direkt an der Baustelle lag. Hier wurden die Kinder der Bauarbeiter, die an der Sagrada Familia arbeiteten, unterrichtet. Gaudí hatte vorgesehen, dass das Schulgebäude abgerissen werden würde, sobald der Platz für den Bau benötigt wurde – was jedoch nie der Fall war. Während des Bürgerkriegs wurde die Schule teilweise zerstört, doch nach dem Krieg wurde sie restauriert. Mit eurer Eintrittskarte könnt ihr die Schule ebenfalls besichtigen.

Die welligen Formen des Daches der Schule inspirierten später bekannte Architekten wie Santiago Calatrava und Le Corbusier. Interessanterweise war Le Corbusier von der Form sowie den einfachen Linien und Kurven des Schulgebäudes begeistert, während er von der Sagrada Familia selbst entsetzt war.

Krypta der Sagrada Familia

Die Krypta der Sagrada Família befindet sich direkt unter der Apsis der Basilika und ist der älteste Teil des Bauwerks. Sie war der erste Raum der Kirche, der für Gottesdienste geöffnet wurde, und einer der wenigen, die Gaudí vor seinem Tod fertigstellen konnte.

Im Gegensatz zum Rest der Sagrada Família zeigt die Krypta einen deutlich neugotischen Stil, den der ursprüngliche Architekt Francisco del Villar für das gesamte Bauwerk vorgesehen hatte.  Gaudí übernahm diesen Stil weitgehend und nahm nur wenige Anpassungen vor: Er fügte Öffnungen hinzu, um Licht und Belüftung zu verbessern, und ergänzte Naturmotive, ließ den neugotischen Stil jedoch weitgehend unverändert.

Durch die Position der Krypta war Gaudí bei der Ausrichtung der späteren Geburts- und Passionsfassaden wesentlich eingeschränkt. Eine exakte Orientierung der Fassaden auf den Sonnenaufgang (Symbol der Geburt) und den Sonnenuntergang (Symbol des Todes Christi) war daher nicht mehr möglich.

Die Krypta selbst ist ein Rundbau mit einem großen Gewölbe, drei Hauptkapellen und vier kleineren Seitenkapellen. In einer dieser Kapellen, der Kapelle der Heiligen Jungfrau vom Karmel, befindet sich Gaudís Grabstätte. Nach seinem tragischen Tod wurde der berühmteste katalanische Architekt hier beigesetzt. Auch Josep Maria Bocabella, der geistige „Vater“ der Sagrada Família, fand in einer der Kapellen seine letzte Ruhe. Der Boden der Krypta ist mit einem römischen Mosaik verziert, das Weizenähren und Weinreben darstellt – Symbole für Leben und Glauben.

Die Krypta kann während eines normalen Besuchs der Sagrada Família nicht besichtigt werden. Doch ihr habt die Möglichkeit, die Krypta bei den regelmäßig abgehaltenen Gottesdiensten zu besuchen (siehe unten). Der Eintritt zu diesen Messen ist frei.

Es lohnt sich, die Krypta zu besichtigen, denn sie zeigt einen faszinierenden Kontrast zur Basilika: Hier wird sichtbar, wie die Sagrada Família ausgesehen hätte, wenn die ursprünglichen Pläne des ersten Architekten beibehalten worden wären und Gaudís visionäre Ideen nicht eingeflossen wären. Wie die Geburtsfassade gehört auch die Krypta zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Sagrada Familia innen

Souvenirladen der Sagrada Familia

Sucht ihr ein Souvenir oder ein Geschenk? An der Sagrada Familia gibt es gleich zwei Souvenirläden. Der erste befindet sich hinter dem Aufzug der Passionsfassade, der zweite am Eingang an der Seite der Geburtsfassade in der Carrer de la Marina. Letzteres ist auch für Personen ohne Eintrittskarte zugänglich. In beiden Läden findet ihr eine große Auswahl an Artikeln, die mit Gaudí und der Sagrada Familia zu tun haben.

Teilnahme an einer Messe in der Sagrada Familia

Religiöse Gläubige und Interessierte, die an einer Eucharistiefeier in der Sagrada Familia teilnehmen möchten, haben mehrere Möglichkeiten. Die heiligen Messen werden entweder in der Krypta unter der Kirche oder am großen Altar in der Basilika gefeiert.

In der Krypta:

  • Montags bis Freitags: 9 Uhr (Spanisch), 10 Uhr (Englisch) und 20 Uhr (Katalanisch)
  • Samstags: 9 Uhr (Spanisch)
  • Sonntags: 10:30 Uhr + 13 Uhr + 18:30 Uhr (Katalanisch) und 11:45 Uhr + 20 Uhr (Spanisch)

In der Basilika:

  • Samstags um 20 Uhr
  • Sonntags um 9 Uhr

Am großen Altar der Sagrada Familia finden besondere internationale Eucharistiefeiern statt. Diese Feiern sind kostenlos und werden teilweise auf Französisch, Englisch und Italienisch abgehalten. Ein besonderes Extra: Nach dem Gottesdienst könnt ihr die Sagrada Familia kostenlos besichtigen.

Für diese internationale Messe gibt es 700 Sitzplätze und 2000 Stehplätze. Seid pünktlich, da der Eintritt bei voller Kapazität nicht mehr möglich ist. Je früher ihr kommt, desto größer ist die Chance auf einen guten Platz. Die Messe dauert etwa eine Stunde, und währenddessen wird ein respektvolles Verhalten erwartet. Beachtet bitte die Kleiderordnung und vermeidet es, während der Messe Fotos zu machen.

Messe Sagrada Familia

Nach eurem Besuch

Besucht die Sagrada Familia und den Park Güell an einem Tag

Wenn ihr nur ein paar Tage in Barcelona seid, möchtet ihr natürlich so viel wie möglich sehen. Die Sagrada Familia und der Park Güell des Architekten Antoni Gaudí stehen oft ganz oben auf der Wunschliste, besonders wenn ihr zum ersten Mal in Barcelona seid. Was ist die beste Art und Weise, beide Monumente am selben Tag zu besuchen? Hier folgen unsere Tipps!

Wie kommt man von der Sagrada Familia zum Park Güell?

Es ist durchaus möglich, die zwei wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Barcelona, die Sagrada Familia und den Park Güell, an einem Tag zu besuchen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man von einem Monument zum anderen kommt: zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Taxi oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Was ihr wissen sollt: Der Höhenunterschied zwischen dem Park Güell und der Sagrada Familia ist beachtlich. Der Park Güell ist viel weiter bergauf als die Sagrada Familia. Beim Radfahren oder Laufen muss man einen steilen Auf- oder Abstieg berücksichtigen.

Schaut euch die bequemsten Routen von der Sagrada Familia zum Park Güell:

Zu Fuß

Wenn ihr zwischen den Besuchen der beiden Monumente genügend Zeit habt, könnt ihr durch das schöne Viertel Gràcia spazieren und dort zu Mittag essen oder einen Kaffee bzw. ein Wermut trinken. Wir empfehlen euch, eure Pause an einem der schönen Plätze von Gràcia zu machen: entweder am Plaça de Rovira i Trias oder am Plaça de la Virreina.

Mit dem FahrraD

Bitte beachtet, dass es zwischen den beiden Orten keinen durchgehenden Fahrradweg gibt. Ebenfalls berücksichtigt man den Höhenunterschied von etwa 120 m zwischen den beiden Sehenswürdigkeiten.

Mit dem bus

Nehmt den Bus Nr. 92 in Richtung “Barri de Gràcia” von der Haltestelle ‘Sant Antoni Maria Claret – Lepant’ (zu Fuß von der Sagrada Familia in etwa 10 Minuten erreichbar). Steigt an der ‘Carretera del Carmel – Parc Güell’ aus.

Mit gültigem Eintrittsticket für Park Güell, könnt ihr ebenfalls den “Bus Güell” nehmen, der euch von Alfons X Metrostation (Laufweg von der Sagrada Familia etwa 15 Minuten) kostenlos bis zum Park Güell bringt.

Mit der metro

Steigt in die blaue Linie L5 von der Haltestelle Sagrada Familia in Richtung Vall d’Hebron. Steigt an der Haltestelle ‘El Coll – La Teixonera’ aus. Von dort sind es 15 Minuten zu Fuß bis zum Park Güell. Die gute Nachricht dabei ist, dass der Höhenunterschied die U-Bahn gemacht hat und ihr müsst nun fast gar nicht mehr bergauf laufen. Außerdem werdet ihr schöne Aussichtspunkte auf dem Weg von der Metro zum Park genießen können!

Mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus

Die blaue Route des Hop-On-Hop-Off-Busses fährt zwischen der Sagrada Familia und dem Park Güell in beiden Richtungen. Es dauert ungefähr 20-30 Minuten.

Mit dem taxi

An der Sagrada Familia gibt es immer viele Taxis, die euch in 10 bis 20 Minuten zum Park Güell bringen (je nach Verkehr). Im Vergleich zu den Taxipreisen in Deutschland sind Taxis in Barcelona extrem günstig.

! Tipp: Plant bei der Buchung eures Tickets genügend Zeit zwischen den beiden Sehenswürdigkeiten ein, damit ihr euch nicht unnötig stressen müsst.

Park Güell Sagrada Familia

Antoni Gaudí und die Geschichte der Sagrada Familia

Die Baugeschichte der Sagrada Familia, die ursprünglich als eine deutlich kleinere Kirche geplant wurde, als die, zu der sie gewachsen ist, ist außerordentlich interessant und begann vor mehr als 150 Jahren.

Zeitachse

1860er entstand die Idee zum Bau der Kirche nach einer Reise des frommen katalanischen Buchhändlers und Verlegers religiöser Schriften Josep Bocabella nach Italien. Er ist beeindruckt von den italienischen Gotteshäusern – insbesondere von der Basilika zum Heiligen Haus in Loreto. Er beschließt, eine Replik dieser Kirche in Barcelona bauen zu lassen und sie der Heiligen Familie (= Sagrada Familia) zu widmen.  Um seine Idee umzusetzen, gründete er den Verein der Gläubigen des Heiligen Josef (Asociación de Devotos de San José) mit dem Ziel, Spenden für den Bau der Kirche zu sammeln. 

1881 kaufte der Verein der Gläubigen des Heiligen Josef ein Grundstück im damals noch fast unbebauten Eixample Stadtteil. Das Grundstück kostete damals 172.000 Peseten (heute ca. 1000 Euro). Ein Baugrund näher zur Stadtmitte hin war aufgrund der schon damals so hohen Grundstückspreise nicht möglich. Das Projekt wird dem bekannten Architekten der Diözese Francisco de Paula del Villar y Lozano übergeben, der sogar bereit ist, ohne Gehalt einen Plan für dieses Gotteshaus zu entwerfen. Er entwirft entsprechend der aktuellen Mode eine neugotische Kirche, womit er Bocabellas Plan, eine Replik der lauretanischen Basilika zu bauen, verwirft.

1882 wurde der Grundstein der Sagrada Familia von Francesc de Paula del Villar gelegt. Es erfolgte am 19. März, dem Tag des Josefs (Vatertag in Spanien). Bei der Grundsteinlegung  war Gaudí anwesend, da er zu diesem Zeitpunkt im Büro des Architekten Joan Matorell arbeitet, welcher bei dem Projekt als Prüfer fungierte. Zu dem Zeitpunkt konnte man sich noch kaum vorstellen, dass dieser junge, noch völlig unbekannte Mann letztendlich zum Architekten dieses Bauwerkes wird.

Die Bauarbeiten an der Kirche begannen mit dem Bau der Krypta.

1883 Nach einem Jahr verließ der Architekt Francisco del Villar y Lozano das Projekt aufgrund grundlegender Uneinigkeiten mit Bocabella und Martorell. Es muss ein Nachfolger gefunden werden. Matorell schlägt als solchen seinen jungen Mitarbeiter Antoni Gaudí vor und somit wird der damals 31-jährige Gaudí zum Architekten ernannt. Zu der Zeit glaubte Gaudí, er brauchte nur ein paar Jahre, um das Projekt abzuschließen.

1893 erhält Gaudí eine anonyme Spende in sehr großzügiger Höhe und beginnt das ursprüngliche neogotische Projekt zu ändern und eine monumentale und innovative Struktur zu gestalten (nach der heute noch gebaut wird).

1910 Gaudí akzeptiert ab diesem Moment keine weiteren Aufträge und arbeitet Tag und Nacht ausschließlich an der Sagrada Familia und übernachtet dort auch öfter. 

1925 Gaudí war besorgt über den Baufortschritt, so dass er sogar in die Werkstatt der Baustelle einzog. Doch das Tempo der Bauarbeiten ist vom Spendenfluss abhängig.

1926 ein paar Tage vor seinem 74. Lebensjahr kam Antoni Gaudí bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Er wurde von einer Straßenbahn überfahren. An dem Tag trug er keine beweisenden Dokumente mit sich, und durch seinen verwahrlosten Anblick nahmen Anwesende an, er sei ein Obdachloser. Dies hatte zur Folge, dass ihm zunächst keiner half. Drei Tage später starb er im Krankenhaus und so kam mit seinem Tod ein vorläufiges Ende seines Lebenswerkes. Zum Zeitpunkt seines Todes konnte er die Krypta, die Apsis und einer der Aposteltürme (Sant Bernabeu) der Geburtsfassade komplett fertig gebaut sehen. In den folgenden Jahren nach Gaudís Tod trieb die Arbeiten an der Sagrada Familia sein Assistent, der Architekt Domenech Sugranyes i Gras, weiter.

1936 zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs wurden bei einem Brand sämtliche Baupläne, Zeichnungen, Dokumente etc. vernichtet und Gipsmodelle schwer beschädigt. Die Gipsmodelle konnten später größtenteils wieder rekonstruiert werden. Lediglich bereits veröffentlichte oder sich im Privatbesitz befindliche Zeichnungen blieben erhalten. Heute gibt es weltweit nur noch etwa 30 Originalzeichnungen von Antoni Gaudí.

1940er werden die Bauarbeiten wieder aufgenommen. Doch wegen Geld- und Materialmangels gehen die Arbeiten nur langsam voran. Zeitweise arbeitet nur ein einziger Arbeiter auf der Baustelle.

1966 erschien in der Tageszeitung La Vanguardia ein offener Brief, in dem Architekten, Künstler und Intellektuelle gegen den Weiterbau der Sagrada Familia protestierten. Ihrer Meinung nach ist die Errichtung eines solch pompösen Sakralbaus nicht mehr zeitgemäß. Unterzeichner sind unter anderem: Joan Miró, Le Corbusier, Antoni Tápies, Oriol Bohigas, Josep Maria Subirachs und Walter Gropius.

1986 übernahm der katalanische Bildhauer Josep Maria Subirachs die Dekoration der Passionsfassade. Die Verpflichtung von Subirachs rief heftige Kritik hervor, denn er war Mitunterzeichner des 1966 erschienenen Protestbriefes und viele nahmen ihm den Sinneswandel übel. Außerdem ist er ein moderner, für seine abstrakten Skulpturen bekannter Bildhauer und viele trauen ihm nicht zu, die Arbeit im Gaudís Sinne weiterzuführen. Als Atheisten halten ihn manche für ungeeignet zur Arbeit an einem Gotteshaus. Als die Dekoration der Passionsfassade schließlich fertiggestellt wurde, gab es wiederum eine kontroverse Debatte, denn einige finden seinen Stil zu modern und unpassend für die Sagrada Familia. Konservative Katholiken sind verärgert über die Darstellung eines komplett nackten Jesus in der Kreuzigungsszene. Gegen diese gibt es sogar eine Zeitlang regelmäßige Demonstrationen vor der Sagrada Familia.

2008 wurde ein neues Grundstück, das der Fläche von elf Fußballfeldern entspricht, erworben. Das Gelände an der Sagrada Familia selbst bot nur wenig Platz zum Arbeiten und das Bewegen von riesigen Betonmengen war fast unmöglich. Das neue Grundstück befindet sich etwa 90 km von Barcelona und die Basilika nimmt in Wirklichkeit dort Gestalt an. Vorgefertigte Strukturen werden dann nach Barcelona geliefert und dort wie ein Lego zusammengebaut. Eine Arbeitstechnik, die auch für Wolkenkratzer verwendet wird und die den Bau der Kirche beschleunigt.

2010 wurde der Innenraum der Sagrada Familia fertiggestellt und das Gotteshaus in einer Zeremonie von Papst Benedikt XVI. zur Basilica Minor geweiht. Zehntausende Menschen nahmen teil.

2012 wurde Jordi Faulí i Oller zum jetzigen Hauptarchitekten (mittlerweile der 9. Hauptarchitekt seit dem Baubeginn).

2013 wurde ein Eisenbahntunnel eröffnet, in welchem der Schnellzug (AVE) zwischen Madrid und der französischen Grenze verkehrt. Dieser Tunnel verläuft unter der Carrer Mallorca, direkt unter der geplanten Glorienfassade. Im Vorfeld gab es viele Meinungsverschiedenheiten. Architekten und Geologen fürchten aufgrund der Erschütterungen, der geringen Tiefe des Tunnels (etwa 30 Meter) und des Gewichtes der Sagrada Familia um die Sicherheit des Bauwerks.

2018 wurde der Sagrada Familia nach 137 Jahren eine Baugenehmigung erteilt (die Kirche wurde bis dahin ohne Lizenz gebaut).

2026 der 100. Todestag von Gaudí, und wir sind voller Erwartung darauf, welchen Fortschritt die Fertigstellung des markanten Bauwerks von Barcelona bis dahin wohl gemacht haben wird! 

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Warum dauert der Bau der Sagrada Familia so lange?

Wer einen genaueren Blick auf die zahlreichen feinen Verschnörkelungen und kunstvollen Verzierungen auf den Fassaden und Türmen wirft, wird ihm deutlich klar, warum es mit dem Bau nur so langsam vorangeht. Dass der Bau noch nicht abgeschlossen ist, liegt zum Teil an der enormen Komplexität des Projekts. Gaudís Ideen gingen über alle Dimensionen hinaus. Wegen seiner gewissenhaften Arbeitsweise ging der Bau eher langsam voran. So hat er beispielsweise das Design der Türme mehrfach angepasst. Er nahm sich auch viel Zeit, die Geburtsfassade sorgfältig zu entwerfen. Seiner Leidenschaft für Dekoration waren keine Grenzen gesetzt. Bibelkenner werden hier viele biblische Szenen entdecken, aber auch viele Tierarten und andere aus der Natur inspirierte Formen.

Die Finanzierung erwies sich jedoch jahrelang als das größte Problem bei den Bauarbeiten. Die Sagrada Familia sollte laut dem Schöpfer Bocabella nur mit Almosen finanziert werden. Es war keine leichte Aufgabe, genug Spenden für Gaudís Hauptwerk zu finden, und während des Ersten Weltkriegs sah der Architekt nur eine Lösung: Er ging persönlich von Tür zu Tür, um Geld zu sammeln. Der Bau wird übrigens bis heute aus Spenden und Eintrittsgeldern finanziert.

Auf die Frage, warum der Bau so lange dauert, sagte Gaudí: „Mein Auftraggeber hat keine Eile“ und blickte dabei zum Himmel.

Eintrittsgelder als Spende

Der Bauausschuss der Sagrada Familia hat in den 1980er eine Entscheidung getroffen, dass diejenigen, die sich eines der umstrittensten Meisterwerke der modernen Architektur ansehen möchten, einen Beitrag leisten. Somit wurde beschlossen, eine Eintrittsgebühr zu verlangen, und seitdem geht der Bau wesentlich zügiger voran.

Die Eintrittsgelder für den Besuch der Kirche und das Besteigen der Türme werden zu 100% für den Bau verwendet.

Täglich – außer sonntags – arbeiten rund 100 Bildhauer an Gaudís Tempel.

Wer war Antoni Gaudí?

Antoni Gaudí ist der berühmteste Architekt von Barcelona und der wichtigste Vertreter der katalanischen Moderne, d.h. der katalanischen Variante des Jugendstils.

Gaudí stammte aus Reus aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war ein Kesselschmied und Gaudí fühlte sich auch zum Handwerk hingezogen.

Gaudís Inspirationsquellen waren in erster Linie die Religion und die Natur. Beim Bauen richtete er sich ganz nach den Gesetzen der Natur. Dies spiegelt sich in fast allen Formen und Details seiner Bauwerke wider.

Die letzten 15 Jahre seines Lebens, nachdem er das Haus Casa Milà alias La Pedrera beendet hatte, arbeitete Gaudí ausschließlich an der Sagrada Familia. Inzwischen hat er sich von einem extravaganten jungen Mann zu einem schäbig gekleideten, von der Gesellschaft zurückgezogenen und begeisterten Katholiken gewandelt.

Die Sagrada Familia war sein Lebenswerk, an dem er insgesamt 43 Jahre arbeitete. Er steckte in der Sagrada Familia alle seine Kreativität, Erfahrung und Besessenheit. Er war sich bewusst, dass er das vollendete Gebäude nie sehen würde und deshalb schlug er vor, zunächst die fröhliche Geburtsfassade fertigzustellen. Damit sollten künftige Generationen inspiriert werden und die begonnene Arbeit fortzusetzen. Er hinterließ allerdings keinen kompletten Bauentwurf, denn er wollte nachfolgenden Generationen ein Mitspracherecht einräumen. Gaudí war davon überzeugt, dass Barcelona eines Tages für seine Kirche bekannt sein würde.

Ein bekanntes Zitat von Gaudí: „Mis grandes amigos están muertos; no tengo familia, ni clientes, ni fortuna, ni nada. Así puedo entregarme totalmente al Templo (Sagrada Familia).” Auf Deutsch heißt das: „Meine guten Freunde sind tot; ich habe keine Familie, keine Kunden, kein Vermögen, nichts. Auf diese Weise kann ich mich ganz dem Tempel hingeben (Tempel = die Sagrada Familia).”

Weitere bekannte Gaudí-Werke in Barcelona:

Park Güell, Casa Milà, Casa Batlló, Palau Güell, Casa Vicens, Finca Güell (Pavillons)

Bemerkenswerte Fakten und Zusätzliches zu lesen

Sagrada Familia in Zahlen:

  •  9.000 Menschen Kapazität
  •   4.500 m² Fläche
  •   172,5 m der höchste Turm
  •   Mehr als 4,5 Millionen Besucher pro Jahr
  •   Ein kreuzförmiger Grundriss von 90 x 45 m
  •   Das Hauptschiff ist 15 Meter breit, die Seitenschiffe 7,5 Meter
  •   Die Höhe des Hauptschiffes 45 Meter, der Seitenschiffe 30 Meter
  •   Das Querschiff ist 60 Meter lang und 30 Meter breit
  •   Chorkapazität von 1500 Sängern
  •   Orgel hat 1492 Pfeifen
  •   45 Millionen Euro jährlich stehen dem Bau zur Verfügung  
  •  Das magische Viereck mit 16 Zahlen (auf der Passionsfassade): die Quersumme der  Zahlen ergibt immer 33, egal in welcher Richtung. Die Zahl entspricht dem Alter Jesus, als er starb.

Wusstet ihr, dass…..?

  • Jeder Stein der Sagrada Familia ist von Hand angepasst worden, industriell vorgefertigte Steine können nicht verwendet werden.
  • Das Gesicht von Gaudí ist an der Sagrada Familia zweimal zu finden! Einmal an der Geburtsfassade, wo sein Gesicht eine Statue von Josef hat und das zweite Gesicht von Gaudí ist an der Passionsfassade zu sehen, der Herr, der links neben Veronica steht, die das Schweißtuch hält.
  • An der Geburtsfassade findet man eine große Zahl an versteckten Symbolen. Bei einigen Figuren, zum Beispiel, verwendete Gaudí die Gesichtsabdrücke von damaligen Bauarbeitern.
  • Es gibt kein Vorbild in der Architektur für das von Gaudi entwickelte Gewölbe- und Säulensystem. Sein einziges Vorbild war die Natur.
  • Der englische Sänger Ed Sheeran hat die Sagrada Familia an seinem Oberkörper tätowiert, als Zeichen seiner Liebe zu Barcelona.

Wenn ihr mehr über den Architekten der Sagrada Familia Antoni Gaudí und die katalanische Moderne erfahren möchtet, lest unseren ausführlichen Artikel über die Moderne (kommt bald).

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