Der Park Güell, mit seinen auffälligen, farbenfrohen Mosaiken und dem berühmten Salamander, der als beliebtes Souvenir in Barcelona weit verbreitet ist, zählt zu den herausragenden Werken des Architekten Antoni Gaudí in dieser Stadt. Die prachtvoll gestaltete Parkanlage wird oft als Antoni Gaudís Hommage an die Natur bezeichnet. In keinem anderen Werk wird Antoni Gaudís enge Verbindung zur Natur so klar zum Ausdruck gebracht. Dieser historische Ort, der in den Jahren 1900 bis 1914 von Gaudí erbaut wurde, ist heute eines der bekanntesten Wahrzeichen und Top Sehenswürdigkeiten der Stadt und zieht jährlich mehr als 4 Millionen Besucher an. Abgesehen von den architektonischen Schätzen, die im Park zu entdecken sind, und der duftenden Flora, bietet er auch einen beeindruckenden Panoramablick auf die Stadt. Kurz gesagt, ein unverzichtbares Highlight und ein absolutes Muss während eurer Städtereise nach Barcelona.
! Wichtig zu beachten ist, dass für einen Besuch im Park Güell Barcelona Eintrittskarten im Voraus erworben werden müssen. Ohne diese Tickets werdet ihr das Parkgelände nicht betreten können !
Alles auf einen Blick
Park Güell Tickets und Tours buchen
Der Zutritt zum Park Güell wird in Intervallen von jeweils einer halben Stunde auf 700 Besucher beschränkt. In der Hochsaison ist es empfehlenswert, die Tickets frühzeitig zu erwerben, da sie sehr begehrt und schnell ausverkauft sind.
Selbstgeführte Tour durch den Park Güell
Das Ticket gewährt Zugang zum monumentalen Bereich mit den bekannten Werken von Antoni Gaudí und zusätzlich zu den Grünflächen des Parks und bietet einige der besten Panoramablicke auf die Stadt Barcelona.
Erwachsene: 10€
Kinder 0-6 Jahre: kostenlos
Kinder 7-12 Jahre: 7€
Über 65 Jahre: 7€
Behinderten: 0€
Begleitpersonen von Behinderten: 7€
Park Güell mit einer geführten Tour
Geführter Rundgang durch die berühmtesten Bereiche des Park Güell in Gruppen von maximal 25 Personen.
Erwachsene: 22€
Kinder 0-6 Jahre: kostenlos
Kinder 7-12 Jahre: 19€
Über 65 Jahre: 19€
Behinderten: 12€
Begleitpersonen von Behinderten: 19€
Die verschiedenen Zonen und Eingänge des Park Güell
Der Park ist in zwei Zonen unterteilt: Die Monumental-Zone, die nur mit einem Ticket zugänglich ist und 12 Hektar groß ist, beherbergt die bekannten Highlights des Parks. Der andere Teil ist das angrenzende Waldgebiet, das weitere 8 Hektar umfasst und kostenlos betreten werden kann.
Der Park Güell hat mehrere Zugangspunkte: Vier davon sind ausschließlich für Anwohner, weitere vier stehen sowohl Besuchern als auch Anwohnern offen, und ein weiterer Zugang dient ausschließlich als Ausgang.
Die wichtigsten Zugänge für Besucher sind folgende:
Carrer d’Olot
Der Hauptzugang zum Park Güell befindet sich im Süden, an der Carrer d’Olot, und führt euch direkt in die spektakuläre Landschaft des Parks.
Carretera del Carmel
Der Zugang über die Carretera del Carmel liegt am westlichen Rand des Parks, direkt neben dem Parkplatz für Reisebusse.
Av. del Santuari de Sant Josep de la Muntanya
Dieser Zugang liegt im Osten des Parks und ist über eine Rolltreppe erreichbar.
Wie erreicht man den Park Güell Barcelona am besten?
Der Park Güell befindet sich im Stadtbezirk Gràcia auf dem Berg Turó del Carmel auf einer Höhe von 150 bis 210 m. Der Großteil des Parks erstreckt sich entlang des Hangs. Dieser Hügel wurde einst als “Montaña Pelada” (der kahle Berg) bezeichnet, was auf das karge Land ohne Vegetation hinwies – ein absoluter Kontrast zur heutigen üppigen Vegetation.
Die angrenzenden Viertel sind dicht besiedelt, doch der grüne Park schafft eine willkommene Pause vom Großstadtleben. Hier bietet sich eine erholsame Auszeit vom urbanen Druck und dem Betondschungel.
Der Park Güell liegt etwas abseits der üblichen Touristenrouten in Barcelona. Man sollte also nicht davon ausgehen, dass man mal eben von den Ramblas oder der Sagrada Familia zu diesem Park einfach spazieren gehen kann. Es ist also eine gute Idee, im Voraus zu überlegen, wie ihr zum Park kommt. Hier folgen unsere Tipps, wie ihr zum Park Güell gelangen könnt.
Mit der U-Bahn
- Mit der Metro L3 (grüne Linie): Plaça Lesseps – von hier sind es 20 Minuten bis zum Haupteingang des Park Güells an der Carrer d’Olot. Achtung: Es handelt sich um einen ziemlichen Anstieg.
- Mit der Metro L3 (grüne Linie): Vallcarca – auf diesem Weg könnt ihr teilweise mit Rolltreppen zum Park Güell gelangen, obwohl auch hier mit einem steilen Aufstieg (Baixada de la Glòria) gerechnet werden muss. Hier kommt durch den Seiteneingang in den Park (Av. del Santuari de Sant Josep de la Muntanya).
Mit der Metro und einem kostenlosen Shuttlebus
Nutzt die U-Bahn-Linie L4 (gelbe Linie) und fahrt bis zur Haltestelle Alfons X. Steigt dort aus und nehmt den kostenlosen Shuttlebus, der in eurem Ticket enthalten ist. Dieser bringt euch zu dem Eingang an der Carretera del Carmel. Diese Option ist besonders komfortabel und erspart euch einen mühsamen Anstieg zum Park! Mehr Info hier.
Mit dem Stadtbus
Von Plaça Catalunya, Plaça Universitat oder Passeig de Gràcia aus könnt ihr die Linie 24 (Fahrtrichtung Carmel) bis zur Carretera del Carmel nehmen. Ihr kommt dann an einem Seiteneingang zum Park Güell heraus.
Vom Park Ciutadella und dem Arc de Triomf könnt ihr die Linie V19 (Richtung Alfonso Comín) ebenfalls bis zur Carretera del Carmel nehmen und an einem Seiteneingang zum Park Güell herauskommen.
Vom Camp Nou könnt ihr mit der Linie H6 (Richtung Onze de Setembre) bis zur Bushaltestelle Travessera de Dalt kommen, und von dort sind es 10 Minuten zu Fuß über die Carrer de Larrard bis zum Haupteingang an der Carrer d’Olot.
Von der Pl. Espanya könnt ihr mit der Linie D40 (Richtung Canyelles) ebenfalls bis zur Bushaltestelle Travessera de Dalt kommen, und in 10 Minuten zu Fuß seid ihr über die Carrer de Larrard am Haupteingang des Parks an der Carrer d’Olot.
Mit dem Hop-on-Hop-off-Bus
Natürlich macht auch der Touristenbus Hop-on-Hop-off Halt am Park Güell. Entscheidet euch für die blaue Route von Bus Turístic bzw. für die grüne Route von Barcelona City Tour. Diese Linien führen ebenfalls an der Sagrada Família vorbei, was praktisch ist, wenn ihr beide Highlights kombinieren möchtet. Es sind auch Kombitickets erhältlich, die sowohl den Hop-on-Hop-off-Bus als auch den Park Güell einschließen, beziehungsweise auch die Sagrada Familia und den Park Güell.
Mit dem Taxi
Dies ist die unkomplizierteste Option. Das Taxi kann euch direkt am Haupteingang des Park Güell absetzen. Die Fahrt vom Stadtzentrum kostet etwa 12 Euro und dauert, abhängig vom Verkehr, etwa 15-20 Minuten.
Mit dem Fahrrad
Diese Möglichkeit eignet sich eher für diejenigen mit guter Kondition oder diejenigen, die sich ein E-Bike ausleihen (und selbst dann ist es nicht ohne Herausforderungen!). Vom zentralen Plaça Catalunya sind es etwa fünf Kilometer bis zum Park Güell, größtenteils bergauf. Aber wenn euch das Bergauffahren nichts ausmacht, dann steht dem nichts im Wege! Die Stadt verfügt über zahlreiche Fahrradwege, sodass ihr sicher zum Park Güell gelangen könnt.
Mit dem Auto
Der Park Güell ist zwar leicht mit dem Auto zu erreichen, es wird allerdings wegen des starken Verkehrsaufkommens und der schwierigen Parkplatzsituation am Park von der Anreise mit dem Auto abgeraten. Die meisten im Freien verfügbaren Parkplätze rund um den Park sind ausschließlich für Anwohner reserviert. Infolgedessen wäre es notwendig, auf kostenpflichtige Parkmöglichkeiten in der Nähe auszuweichen.
Antoni Gaudí und Eusebi Güell – der Architekt und der Namensgeber
Eusebi Güell (1846-1918), ein einflussreicher katalanischer Geschäftsmann, gehörte zu den reichsten Menschen aller Zeiten und war damals einer der mächtigsten Männer Spaniens. Er war besonders durch seine enge Verbindung zu Antoni Gaudí (1952-1926) bekannt. Zwischen den beiden bestand eine lebenslange Freundschaft und eine geschäftliche Beziehung. Darüber hinaus teilten sie eine tiefe Religiosität. Viele der Werke von Gaudí tragen daher den Namen ihres Auftraggebers.
Güell wurde während der Pariser Weltausstellung von 1878 auf Gaudí aufmerksam, als dieser eine Schauvitrine im modernistischen Design präsentierte. Zu dieser Zeit hatte Gaudí gerade sein Architekturstudium abgeschlossen. Das beeindruckende Werk erregte das Interesse des Güell. Nach seiner Rückkehr nach Barcelona nahm Güell Kontakt zu Gaudí auf, vermittelte ihm einige Projekte und führte ihn in die höhere Gesellschaft der Stadt ein.
Güell konnte den einzigartigen und innovativen Geist von Gaudí spüren. Besonders beeindruckte ihn Gaudís außergewöhnliche Naturwahrnehmung. Zu dieser Zeit wurde Gaudí von vielen nicht vollständig verstanden. Dank des vorausschauenden Industriellen Eusebi Güell, der eine Liebe für die schönen Künste hegte, konnte Gaudí seine visionären Gedanken in die Realität umsetzen. Güell wurde zum Mäzen des Architekten. Im Vertrauen auf Gaudís Handwerkskunst und Intellekt ermöglichte er die Umsetzung bedeutender Werke wie die Pavillons Güell, den Palau Güell, die Bodegas Güell, die Krypta der Colònia Güell und schließlich Gaudís Lieblingswerk, den Park Güell. Im Alter von 48 Jahren nahm Gaudí den Auftrag von Eusebi Güell an und begann mit den Arbeiten am Park Güell.
Die Geschichte des Park Güell und der Park heute
Die Ursprünge und das Konzept vom Park Güell
Im Jahr 1899 erwarb Güell das Grundstück, auf dem später der Park Güell entstehen sollte. Zu dieser Zeit war dieses Gebiet ein beliebter Ort für die Sommerresidenzen der Bourgeoisie von Barcelona. Es war damals üblich, dass diese Schicht einen zusätzlichen Wohnsitz in den umliegenden Dörfern erwarb. Die ersten Bewohner dieser Gegend waren diejenigen, die vor den Epidemien der Stadt flüchteten. Aus diesem Grund erhielt dieser Stadtteil den Namen ‘La Salut’ (die Gesundheit).
Ursprünglich war der Park Güell nicht als öffentlicher Park geplant, sondern als Luxuswohnsiedlung am Stadtrand, weit entfernt von Schmutz, Lärm und Stress des rapide wachsenden Barcelonas während der industriellen Revolution. Es sollte keine Erweiterung der Stadt sein, sondern in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil. Es sollten lediglich einige Dutzend Wohnhäuser in einer idyllischen Umgebung für wohlhabende Käufer angeboten werden, die der überfüllten und ungesunden Stadt entfliehen wollten.
Güell erteilte Gaudí den Auftrag, eine Anlage im Stil einer englischen Gartenstadt zu gestalten. Gaudí entwarf 60 Parzellen – ausschließlich Parzellen, keine Häuser, da Güell nicht wollte, dass er die Häuser gestaltet, weil nicht jeder Gaudís Stil mochte. Der Rest der Siedlung war für gemeinsame Räume, Dienstleistungsbereiche und Verbindungsstraßen zwischen den einzelnen Parzellen vorgesehen. Darüber hinaus war geplant, die Wohnsiedlung mit Wasser, Gas, Strom und Kanalisation zu versorgen, um höchsten Komfort zu bieten und autonom zu sein.
Güell und Gaudí betrachteten den Park Güell als eine „Insel der Tugenden und der Entspannung“, eingebettet in das hektische städtische Treiben Barcelonas. Die Großstadt zu Füßen der Siedlung repräsentierte symbolisch das irdische Leben, während die Parkanlage das Paradies darstellen sollte. Um die Grenze zwischen diesen beiden Welten deutlich zu markieren, wurde der Park von einer soliden Mauer umgeben.
Scheitern des Projekts
Zur Finanzierung sollten im Vorfeld bereits einige Villen verkauft werden. Trotz des Einsatzes und Engagements von Gaudí scheiterte das Vorhaben, und es wurden nur zwei Parzellen (eine Einzel- und eine Doppel-Parzelle) verkauft, sowie nur die Gemeinschaftsbereiche gebaut. Im Jahr 1914, vierzehn Jahre nach Baubeginn, stellte sich das Projekt als finanzieller Misserfolg heraus und konnte aufgrund fehlender Mittel nicht fertiggestellt werden.
Verschiedene Faktoren trugen zum Scheitern bei, darunter:
- Gaudí, trotz seiner Anerkennung als Architekt, war auch umstritten – sein Stil und Charakter fanden nicht bei jedem Zustimmung.
- Die hohen Grundstückspreise.
- Die geplanten Häuser waren nicht allzu groß; zu dieser Zeit lebten oft etwa 10 Personen in einem Haus, darunter viele Kinder und Dienstboten.
- Politische Instabilität aufgrund des Beginns des Ersten Weltkriegs und die damit verbundenen Unsicherheiten.
Der Park heute
Als sich die ersten finanziellen Schwierigkeiten des Projekts zeigten (bereits im Jahr 1907), schlug die Stadt vor, die Siedlung in einen Park umzuwandeln. Zu diesem Zeitpunkt war Güell jedoch nicht bereit, darauf einzugehen. Erst nach seinem Tod im Jahr 1922 entschieden seine Erben, das gesamte Gelände mit dem Haus der Stadt zu verkaufen – unter der Bedingung, dass es den Namen des Gründers beibehält. Der Park Güell wurde schließlich 1926 als Stadtpark eingeweiht. Diese Transformation machte ihn zu einem bedeutenden Anziehungspunkt für Bewohner und Touristen gleichermaßen. Während also sein ursprünglicher kommerzieller Zweck ein Scheitern war, wurde die Umwandlung in einen öffentlichen Park Jahre später zu einem großen Beitrag für Barcelona, der allen Einwohnern und Besuchern der Stadt zugute kam.
Seit 1984 gehört der Park zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Seit Oktober 2013 ist der zentrale Teil des Parks nur noch mit einer Eintrittskarte zugänglich, wobei die Anzahl der Besucher auf 700 pro halbe Stunde begrenzt ist. Laut Angaben der Verwaltung von Barcelona hat diese Maßnahme die jährliche Besucherzahl von knapp 9 Millionen auf etwa 4 Millionen reduziert, was zu einer wichtigen Entlastung der Parkanlage geführt hat.
Was kann man im Park Güell sehen? Architektur, Symbolik und Highlights
Symbolik
Sobald wir uns im Inneren des Parks befinden, offenbart sich das Wesentliche dieses Ortes: die geschwungenen Formen, die Verschmelzung von Stilen, die Farbenpracht und vor allem die Natur, die hier das Hauptmerkmal bildet. Gaudí strebte danach, dass der Eingriff des Menschen in dieser Welt als eine harmonische Ergänzung zur Natur betrachtet wird. Sein Bestreben war es, die Natur in ihrer ganzen Vielfalt zu erfassen und sie als Quelle der Inspiration für seine Arbeit zu betrachten.
Die Symbole im Park werden auf unterschiedliche Weise interpretiert. Weder Güell noch Gaudí haben jedoch jemals über die Beweggründe ihrer zahlreichen Andeutungen gesprochen. Die meisten Interpretationen beruhen daher lediglich auf Spekulationen
Architektur
Die erste Herausforderung, der sich Gaudí stellen musste, war der Hang, auf dem sich das Gelände befindet – der Höhenunterschied betrug 60 Meter (150 m – 210 m ü. M.). Gaudí machte aus diesem Hindernis eine Stärke: Er verzichtete auf große Erdbewegungen und passte seine Pläne dem hügeligen Terrain an. Bei der Anlage des Parks achtete Gaudí nicht nur auf Umweltverträglichkeit, sondern auch auf kostengünstiges Bauen – das benötigte Material fand der Baumeister auf dem Gelände selbst. Er nutzte den dort vorhandenen Stein, aus dem er Stützmauern und Terrassen baute. Diese fügten sich durch ihre organischen Formen einzigartig ins Gelände ein und vermittelten den Eindruck von absoluter Natürlichkeit. Der Park hat somit die Essenz eines Berges und Aussichtspunkts über die Stadt bewahrt.
Trencadís
Es handelt sich um eine Art Mosaik, das aus gebrochenen und unregelmäßigen Kacheln, Keramik- und Geschirrstücken als Verkleidung besteht, was für den katalanischen Modernismus sehr charakteristisch ist.
Der Unterschied zwischen einem Mosaik im herkömmlichen Sinne und Trencadís liegt darin, dass Ersteres aus regelmäßigen Stücken besteht, während Letzteres aus unregelmäßigen geformt wird. Die Architekten Antoni Gaudí und sein talentierter Schüler sowie Gehilfe Josep Maria Jujol nutzten Trencadís in vielen ihrer Werke, wobei der Park Güell wohl das bekannteste ist.
Highlights
Die Pavillons am Eingang (Lebkuchen- vs. Hexenhaus)
Als Kontrast zum Grau der Stadt entwarf Gaudí für den Haupteingang zwei Pavillons in lebendigen Farben und exotischen Formen. Die Farben und Formen sollten auf die Frivolität anspielen, die nach Gaudís Ansicht damals in der Welt vorherrschte. Beide Häuser sind ebenfalls aus dem Stein des Parks gebaut und mit Keramik, Schmiedearbeiten, Kacheln mit Pflanzenmotiven und farbigem Glas geschmückt. Sie weisen unterschiedliche Größen und Aufteilungen auf. Obwohl sie sich unterscheiden, ergänzen sie sich gleichzeitig – sie stellen Gegensätze dar, die sich anziehen. Beide erscheinen wie mit Zuckergussdächern verziert, im Stil von Hänsel und Gretel.
Das kleinere Haus – der Verwaltungspavillon:
- Dieses Haus fungierte als Administrationsstelle und ist heute eine Buchhandlung für Besucher.
- Der Kaminabzug beider Häuser hat die Form eines umgekehrten Pilzes, der zur Belüftung der Gebäuden diente. Der Pilz an diesem Haus soll einen essbaren Pilz darstellen (Amanita caesarea = Kaiserling). Man kann dieses Haus also im Sinne von Hänsel und Gretel als das Haus der Gutherzigkeit oder des Lebkuchens deuten.
Das größere Haus – der Pförtnerpavillon
- Dieses Haus war die Unterkunft des Parkwächters und wird heute als Interpretationszentrum genutzt.
- Wenn das kleinere Haus als das gutherzige interpretiert wird, könnte man dieses als das Hexenhaus betrachten: Die Fenster sehen so aus, als wären sie mit Marzipan verziert, und der Kaminabzug ähnelt einem Fliegenpilz (Amanita muscaria).
Die Treppe und der Salamander
Die meisten Symbole im Park, über die heute spekuliert wird, befinden sich auf den Treppen. Die Treppe selbst ist wohl das charakteristischste Bild des Parks. Weder Güell noch Gaudí haben jemals die genaue Bedeutung der Symbole erläutert, die auf den insgesamt 45 Stufen angebracht sind. Dies hat während der vergangenen 100 Jahre zu einer Vielzahl von Thesen geführt, einige davon sind sehr weit hergeholt. Fest steht, dass Gaudís überaus starke Vorstellungskraft den Park zu einem großen Rätsel gemacht hat, das die Nachwelt noch heute herausfordert.
Auf den Treppen befindet sich der Star des Parks: ein Brunnen in Form eines bunten Salamanders, der in Richtung Eingang und zur Stadt schaut und wie ein Parkwächter wirkt. Er ist 2,40 m groß. Die Salamander-Skulptur ist nicht nur ästhetisch und von bemerkenswerter Qualität, sondern spielt auch eine wichtige Rolle: Wenn der unterirdische Wasserspeicher, der sich darunter befindet, kein Wasser mehr aufnehmen kann, wird der Wasserüberschuss durch den Mund des Drachens ausgestoßen. Dieses Wasser fließt dann über die weiteren Brunnen nach unten. Der Salamander gilt als universelles Vorzeigeobjekt für die Trencadís-Technik.
Am Ende der dritten Treppenreihe sehen wir eine als Mund geformte Bank – eine sehr ausgeklügelte Form: Im Winter steht sie in der Sonne, das restliche Jahr jedoch im Schatten. Zudem schützt sie vor Wind.
Die Treppe führt dann weiter bis zum Terrassenplatz. Links von der Treppe befindet sich der Zugang zum Haus von Eusebi Güell, rechts war der Zugang zu den Privathäusern geplant – heute sind dort die Gärten von Österreich.
Die Säulenhalle
Diese Halle war ursprünglich als Markt geplant. Aufgrund des bereits erwähnten finanziellen Misserfolgs der Anlage wurde die Funktion der Halle geändert, und die Familie Güell nutzte diesen Raum später als Empfangsraum.
Die Säulenhalle wird auch der dorische Tempel genannt, da die Säulen jeweils ein dorisches Kapitell haben. Gaudí imitierte somit die altgriechische Architektur, wobei seine Inspiration vor allem vom Tempel von Delphi stammt.
Die Halle verfügt über insgesamt 86 Säulen, die eine Art Steinwald bilden. Ihre Höhe beträgt 6 bis 7 Meter, und sie haben einen Durchmesser von 1,20 Metern. Die Funktion der Säulen beschränkt sich nicht nur auf dekorative Aspekte; Sie stützen auch den oberen großen Terrassenplatz. Einige der äußeren Säulen sind leicht geneigt, um das Gewicht des Terrassenplatzes gleichmäßiger zu verteilen. Außerdem sind einige Säulen hohl, um das Wasser vom Terrassenplatz in den unterirdischen Speicher abfließen zu lassen.
Dies ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Gaudi gleichzeitig als Künstler und Ingenieur dachte und handelte. Er entwickelte das Abflusssystem wegen der Wasserknappheit auf dem Gelände. Das aufgefangene Regenwasser wurde dann für die Bewässerung des Parks genutzt.
Gaudi versah die Decken des Marktes mit halbkugelförmigen Kuppeln. Diese Form erleichtert das Abfließen von Regenwasser zu den Abläufen an den Säulen und sorgt auch für eine bessere Akustik in der Markthalle.
Auf der Decke sind bunte Rosetten zu finden, die das Werk von Gaudí und Josep Maria Jujol sind. Hier sieht man Recycling von Scherben, Flaschen, Geschirr und sogar Puppen. Die vier größeren Rosetten mit einem Durchmesser von 3 Metern repräsentieren die Sonne in den vier Jahreszeiten. Zudem sind 14 kleinere Symbole zu sehen, die die Mondzyklen darstellen. Die Monde weisen sehr unterschiedliche Formen auf, darunter Wirbel, Spiralen und Helixe, und haben einen Durchmesser von 1 Meter.
Terrassenplatz
Den Mittelpunkt des Parks bildet der 3.000 m² große Terrassenplatz in Form eines Ovals. Auf dem Platz sammelt sich das Regenwasser aus dem gesamten Park. Deshalb wurde er auf einem saugfähigen Boden gebaut, damit das Regenwasser durch die unten gelegenen Säulen in das unterirdische Reservoir abfließen kann.
Ursprünglich sollte der Platz ein griechisches Theater darstellen (Delphi), das für Gemeindeversammlungen sowie kulturelle und religiöse Feste geeignet wäre. Aber mehr als alles andere sollte der Platz ein Treffpunkt für die Nachbarn und eine Aussichtsplattform sein. Die Distanz zwischen dem Terrassenplatz und der Küste beträgt 4,9 km.
Die potenziellen Kunden der Parzellen waren bald vom Park Güell begeistert – allerdings nicht als Paradies zum Leben, sondern als Ort für Picknicks und Sonntagsausflüge. In jenen Jahren fanden viele Bürgerveranstaltungen auf dem großen Platz statt. Das Haus von Güell wurde außerdem zu einem prominenten Ort in Barcelona, der sowohl Mitglieder von Königsfamilien als auch Arbeiter oder Handwerker empfing.
Der gesamte Umfang des Terrassenplatzes wird von einer gewundenen Bank abgegrenzt, die 110 Meter lang ist und eine mythologische Seeschlange imitiert. Die Bank ist ebenfalls mit Trencadís verkleidet. Ihr Design wurde dem menschlichen Körper nachempfunden (Gaudí verwendete Arbeiter zum Messen). Der Sitz der Bank kippt leicht nach hinten, während die Rückenlehne eine gebogene Oberseite hat, um den Nacken auflegen zu können. Dies macht die Bank unglaublich komfortabel, obwohl sie aus Stein und Fliesen gemacht ist. Die Rückenlehne ist mit eiförmigen Kugeln ausgekleidet, die Schmutz und Wasser automatisch auf die Rückseite der Bank abfließen lassen. Die eiförmigen Kugeln bilden eine Grenze, sodass die Leute beim Sitzen nicht in den Schmutz rutschen können.
Casa Museu Gaudí
Das Casa Museu Gaudí, auch als Torre Rosa bekannt, ist das erste von den zwei gebauten Häusern im Park Güell. Es wurde von Francesc Berenguer, einem Freund und rechter Hand von Gaudí, zwischen 1903 und 1904 erbaut. Obwohl Gaudí nicht der Architekt war, wurde das Haus unter seiner Leitung gebaut. Später passte Gaudí das Haus auch noch selbst an.
Das Gebäude kombiniert modernistische und Pflanzenelemente, darunter einen Schornstein in Form eines Pilzes, ein Schmiedegittertor und Fenster auf jeder Seite für viel Licht. Trotz der äußeren Pracht ist das Innere bescheiden gestaltet.
Ursprünglich sollte das Haus als Schauplatz dienen, um den künftigen Besitzern zu zeigen, welche Form die Siedlung haben würde. Da jedoch keine Kaufinteressenten auftauchten, entschied sich Gaudí 1906, das Haus selbst zu kaufen und zog im selben Jahr mit seinem Vater und seiner Nichte ein.
Während seiner Zeit im Haus arbeitete Gaudí an verschiedenen Projekten, darunter die Colonia Güell, die Kathedrale in Palma de Mallorca, Casa Mila, Park Güell und die Sagrada Familia, die er vom Haus aus sehen konnte. Die Nonnen kümmerten sich um ihn. Im Jahr 1925 verlegte Gaudí seinen Wohnsitz in die Werkstatt der Sagrada Familia, kurz vor seinem eigenen Tod. Nach seinem Tod wurde das Haus verkauft, und das Geld wurde für den Weiterbau der Sagrada Familia verwendet.
Seit 1963 beherbergt das Haus das Gaudí-Museum, in dem Möbelstücke von Gaudí aus Casa Batlló, Casa Calvet und der Colonia Güell sowie einige interessante persönliche Gegenstände ausgestellt sind. 1992 wurde das Haus der Stiftung Bauausschuss des Sühnetempels der Sagrada Familia überlassen und trägt finanziell zum Weiterbau der Sagrada Familia bei. Der Zugang zu diesem Haus erfordert eine zusätzliche Eintrittskarte.
Casa Trias
Die andere Doppel-Parzelle wurde im Jahr 1902 vom Anwalt Martí Trias i Domenech erworben, einem Freund und Rechtsanwalt des Architekten. Gaudí hatte ihm geraten, diese obere Parzelle wegen der Aussicht auszuwählen. Doch auch dieses Haus wurde nicht von Gaudí entworfen. Gaudís Häuser waren aufgrund seiner Pingeligkeit sehr kostspielig, und das wollte Trias nicht. Er beauftragte daher den Architekten Juli Batllevell i Arús. Das Haus wurde zwischen 1903 und 1906 erbaut. Die Architektur des Hauses ist eher klassisch und erinnert an alte katalanische Bauernhäuser.
Dieses Haus ist nicht der Öffentlichkeit zugänglich und befindet sich immer noch im Besitz der Familie, obwohl sie sich hier selten aufhalten.
Güell Haus
Auch Eusebi Güell zog im Jahr 1906 in den Park Güell ein. Zuerst wohnte die Familie abwechselnd im Palau Güell (in der Altstadt) und im Park, doch 1909 siedelte die Familie ganz in den Park über. Das Güell-Haus ist ein altes Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, das bereits auf dem Gelände existierte, als Güell das Land für die Urbanisierung kaufte. Mit Hilfe von Gaudí passte er das Herrenhaus seinen Wünschen an.
Güell verstarb in seinem Haus im Park Güell im Jahr 1918. Nach dem Verkauf des Parks wurde das Haus Güell vom Architekten Josep Goday zu einer Schule umgebaut und erweitert. Noch heute dient das Haus als Schule.
Viadukte
Der Park hat eine Halbmondform, von der aus alle Straßen bis in die letzten Winkel des Parks führen. Die Wege durch den Park, die Lauben und die Übergänge verlaufen nach dem Vorbild der Natur, also unregelmäßig. Dies steht im Gegensatz zum quadratischen Straßennetz der Stadt. Die kurvigen Straßen, die die Höhendifferenz von 60 Metern zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkt des Geländes verbinden, haben eine Gesamtlänge von mehr als 3 km. Diese von Gaudí entworfenen Viadukte sollten die Verbindung zwischen den verschiedenen Parzellen dieser “Stadt” sein. Obwohl das Projekt letztendlich seine Funktion drastisch verändert hat, sind die Straßen intakt geblieben.
Im Park sind verschiedene Arten dieser Viadukte zu finden. Das Konglomerat von Steinen sieht so aus, als würde es in jedem Moment zusammenbrechen. Obwohl ihr Aussehen eher an spontan entstandene Formen erinnert, sind sie sorgfältig geplante Steinkonstruktionen. Manche erinnern an Höhlen mit Stalaktiten, während andere wie Wellen im Meer geformt sind.
Einige präsentieren sich im Gotik-Baustil, wiederum andere integrieren Baumstämme, und manche verfügen sogar über Steinstühle mit Lehnen. Im oberen Teil einiger Viadukte kann man Löcher für Vogelnester sehen. Gaudí wollte das Habitat der Tiere nicht zerstören und hat deswegen diese Löcher eingebaut.
Kalvarienberg
Im ursprünglichen Projekt plante Gaudí für den Gipfel des Berges ein imposantes Kreuz und später eine Kirche. Jedoch wurde diese ursprüngliche Idee nach dem kommerziellen Misserfolg des Parks geändert, und der Berggipfel wurde stattdessen mit einem ovalen Grabhügel gestaltet.
Gaudí ist dafür bekannt, symbolische und religiöse Inhalte bei all seinen Werken zu verwenden und seine tiefe Verbindung zum Glauben klar auszudrücken. Der geschwungene, ansteigende Weg zum Berggipfel repräsentiert die Erhebung des Geistes, und die “Krönung” des Gipfels stellt die deutlichste religiöse Anspielung im gesamten Park dar. Mit dem Grabhügel wollte er auf den Kalvarienberg anspielen, wo Jesus starb. Auf diesem Hügel befinden sich drei Kreuze als Allegorie an die Kreuzigung von Jesus. Die Kreuze markieren die vier Himmelsrichtungen, wobei das größte unter ihnen, in Form eines Pfeils, gen Himmel zeigt.