Die Sagrada Familia ist das Wahrzeichen von Barcelona und gilt als eine der faszinierendsten Baustellen weltweit. Trotz ihres unvollendeten Zustands gehört sie bereits heute zu den außergewöhnlichsten Bauwerken und zieht jedes Jahr Millionen von Touristen an. Diese monumentale Kirche im modernistischen Stil ist gleichzeitig das meistbesuchte Gebäude Spaniens.
Die sich ständig verändernde Silhouette der Sagrada Familia prägt die Skyline Barcelonas und verkörpert den unermüdlichen Geist einer Stadt, die Tradition und Innovation in Einklang bringt. Trotz – oder gerade wegen – ihres unvollendeten Zustands ist die Basilika ein lebendiges Zeugnis menschlicher Kreativität und Ausdauer, das Besucher aus aller Welt in seinen Bann zieht.
In diesem Beitrag erfahrt ihr alles über die faszinierende Geschichte der Sagrada Familia – von ihren bescheidenen Anfängen bis zu den ehrgeizigen Plänen für ihre zukünftige Fertigstellung. Entdeckt, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in diesem architektonischen Meisterwerk miteinander verschmelzen. Außerdem findet ihr hier praktische Informationen zum Ticketerwerb und zum Besuch der Sagrada Familia, damit ihr eure Reise optimal planen könnt.

Kurzum: Was ist die Sagrada Familia und warum ist es ein Muss, diese Kirche zu besuchen?
- Die Sagrada Familia ist das berühmteste Werk des modernistischen Architekten Antoni Gaudí. Und wer an Barcelona denkt, denkt automatisch an Gaudí.
- Auf Katalanisch heißt die Kirche ‘Temple Expiatori de la Sagrada Família’, was sich wörtlich mit „Sühnetempel der Heiligen Familie“ übersetzen lässt.
- Die Sagrada Familia ist für Barcelona wie der Eiffelturm für Paris: das Symbol der Stadt und das Symbol der katalanischen Moderne. Wenn es ein Muss auf eurer Barcelona-Liste gibt, dann ist es die Sagrada Familia!
- Sowohl von außen als auch von innen unterscheidet sich die Basilika grundlegend durch ihre einzigartigen Formen und Strukturen von anderen Kirchen auf der Welt. Nicht umsonst sagen Kinder oft überrascht: ‚Ist das eine Kirche? So sieht eine Kirche doch nicht aus!‘
- Mit über vier Millionen Besuchern pro Jahr ist Gaudís Tempel das meistbesuchte Denkmal in ganz Spanien.
- Der Bau der Sagrada Familia läuft bereits seit 1882.
- Das Datum der Fertigstellung ist noch nicht festgelegt.
Tickets für Sagrada Família
Wichtig zu beachten: Tickets für die Sagrada Familia können nur online erworben werden. Das hat jedoch den Vorteil, dass die früher oft sehr langen Warteschlangen beim Eintritt umgangen werden. Bei der Online-Buchung habt ihr die Möglichkeit, aus verschiedenen Ticketoptionen für die Sagrada Família zu wählen. Dazu gehören beispielsweise Tickets mit Audioguide, Führungen auf Deutsch (oder in anderen Sprachen) sowie Optionen für eine Turmbesichtigung.
Weitere Informationen zu den verschiedenen Ticketoptionen und Preisen findet ihr in unserem separaten Artikel über Sagrada Família Tickets.
Falls keine Tickets für den Innenbereich der Sagrada Familia verfügbar sind oder euch lediglich der Außenbereich interessiert, haben wir eine tolle Alternative! Wir bieten exklusive Führungen der Fassade an, bei denen ihr die faszinierende Geschichte dieses außergewöhnlichen Bauwerks kennenlernen könnt, ohne den Innenraum betreten zu müssen. Für weitere Details oder Preisangaben stehen wir euch gerne zur Verfügung.

Vor eurem Besuch
Wo befindet sich die Sagrada Familia?
Die Sagrada Familia liegt etwas nördlich der Altstadt von Barcelona, im Stadtteil Eixample. Der gesamte Stadtteil Eixample ist schachbrettartig angelegt. Die Sagrada Familia grenzt im Süden an die Carrer de Mallorca (der zukünftige Haupteingang), im Osten an die Carrer de Marina, im Westen an die Carrer de Sardenya und im Norden an die Carrer de Provenca.
Die offizielle Adresse: Carrer de Mallorca, 401, 08013 Barcelona
Der Eingang für Besucher mit bereits erworbener Eintrittskarte und für jene, die an einer Messe in der Sagrada Familia teilnehmen möchten, befindet sich in der Carrer de Marina. Für Gruppen und Personen, die eine Tour gebucht haben, gibt es ebenfalls einen speziellen Eingang in der Carrer de Marina. Beide Eingänge sind deutlich gekennzeichnet. Die Ticketschalter befinden sich in der Carrer de Sardenya.
Wie kommt man zur Sagrada Familia?
Die Sagrada Familia ist leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und von vielen Punkten in der Stadt ist sie bereits aus der Ferne sichtbar, da ihre Türme die Stadt überragen.
U-Bahn (Metro):
Die U-Bahn fährt direkt zur Sagrada Familia. Die blaue U-Bahnlinie L5 und die lila U-Bahnlinie L2 halten an der Station Sagrada Familia. Ihr müsst nur noch aus der U-Bahnstation herauskommen, und die Sagrada Familia erwartet euch!
Die U-Bahnlinie L5 fährt an den Gaudí–Häusern in Passeig de Gracia vorbei, während die U-Bahnlinie L2 an der Altstadt vorbeifährt.
Busse:
z.B. Nr. 19, D50, 33, 34, V19, V21, B24, H10
Es gibt verschiedene Anfahrtsmöglichkeiten. Wir empfehlen euch, mit Google Maps nach den besten Verbindungen zu suchen.
Auto & Parken:
Die Sagrada Familia verfügt nicht über eigene Parkmöglichkeiten. Wenn ihr mit dem Auto anreisen möchtet, müsst ihr dieses in einem Parkhaus parken. Es gibt mehrere Parkhäuser in der Umgebung der Sagrada Familia, und die Parkpreise variieren stark.
Hop-On-Hop-Off-Bus:
Sowohl der Bus Turístic als auch der Barcelona City Tour Bus halten an der Sagrada Familia.
Fahrrad:
Vom Zentrum aus könnt ihr auch bequem mit dem Fahrrad zur Sagrada Familia fahren. Es dauert ungefähr 20 bis 25 Minuten. Rund um die Sagrada Familia findet ihr verschiedene Fahrradabstellmöglichkeiten. Ein Radweg verläuft entlang der Carrer de Provença und der Carrer Sardenya.
Zu Fuß:
Vom Zentrum aus könnt ihr zur Sagrada Familia ebenfalls zu Fuß gehen. Vom Plaça Catalunya seid ihr, je nach eurem Tempo, ungefähr eine halbe Stunde unterwegs. Der Weg dorthin ist schön, entlang des interessanten Passeig de Gràcia mit den berühmten Häusern von Gaudí – Casa Batlló und La Pedrera. Dann lauft ihr weiter entlang der Straße Diagonal, wo sich die bekannte Casa de les Punxes befindet.

Öffnungszeiten der Sagrada Familia
| November bis Februar | von 9 bis 18h | Sonntags 10:30 – 18:00 |
| März und Oktober | von 9 bis 19h | Samstags 9:00 – 18:00; Sonntags 10:30 – 19:00 |
| April bis September | von 9 bis 20h | Samstags 9:00 – 18:00; Sonntags 10:30 – 20:00 |
| Am 25. & 26. Dezember | von 9 bis 14 h | |
| Am 1. & 6. Januar | von 9 bis 14 h |
Änderungen der aktuellen Öffnungszeiten findet ihr auf der offiziellen Website der Sagrada Familia. Diese können beispielsweise durch besondere Ereignisse in der Basilika variieren.
Die beste Zeit für einen Besuch der Sagrada Familia
Die beste Reisezeit hängt davon ab, was ihr von eurem Besuch erwartet. Falls ihr den Touristenmassen entgehen möchtet, empfehlen wir euch, außerhalb der Ferienzeit zu reisen.
Das schönste Sonnenlicht im Inneren der Kirche ist von der Tageszeit und vom Wetter abhängig. Am Morgen weisen die Farben in der Kirche generell kühlere Töne auf, da die farbigen Glasfenster an der Ostseite blau und grün sind. Am Nachmittag sind die Farben viel wärmer – die Glasfenster an der Westseite strahlen in Gelb und Orange. Die Basilika ist auch nachts wunderschön, da sie beleuchtet ist und ein romantisches Bild ergibt.
Sagrada Familia im Frühling
Der Frühling ist eine wunderbare Zeit, um nach Barcelona zu reisen. In dieser Zeit gibt es weniger Touristen (außer zu Ostern). Es ist jedoch empfehlenswert, auch in der Nebensaison im Voraus ein Ticket für die Sagrada Familia zu buchen.
Sagrada Familia im Sommer
Die Sagrada Familia ist in den Sommermonaten zwei Stunden länger geöffnet. Beachtet bitte, dass die meisten Touristen im Sommer anreisen und dass dies die am meisten überfüllten Monate sind, in denen man vor Ort kaum noch verfügbare Tickets bekommt. Deshalb ist es sinnvoll, ein Ticket im Voraus zu kaufen.
Sagrada Familia im Herbst
Die Herbstmonate sind eine gute Zeit, um Barcelona zu besuchen. Die Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 15 °C und 20 °C – die perfekte Temperatur, um die Sagrada Familia und andere Sehenswürdigkeiten zu besuchen.
Sagrada Familia im Winter
Ein großer Vorteil im Winter ist, dass es meist weniger los ist. Nach einem Besuch der Sagrada Familia könnt ihr direkt zum Weihnachtsmarkt Fira de Nadal spazieren.

Rollstuhlfahrer
Die Sagrada Familia ist bis auf die Türme rollstuhlgerecht. Die Türme können leider mit einem Rollstuhl nicht besichtigt werden.
Rollstuhlfahrer und Menschen mit einem Behinderungsgrad von über 65 % dürfen die Sagrada Familia bei Vorlage entsprechender medizinischer Unterlagen kostenlos besuchen. Der Eintritt ist sowohl für die Person mit Behinderung als auch für eine Begleitperson kostenlos. Ein weiterer Vorteil ist, dass behinderte Menschen nicht in der Schlange stehen müssen.
Die Sagrada Familia ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln für Rollstuhlfahrer leicht zu erreichen. Alle Busse und U-Bahnen verfügen über Zugangsschilder und spezielle Plätze für Rollstuhlfahrer. Weiter unten erfahrt ihr, wie ihr die Sagrada Familia mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen könnt.
Kinder
Kinder bis 11 Jahren haben freien Eintritt in die Sagrada Familia. Aus Sicherheitsgründen haben Kinder unter 6 Jahren keinen Zutritt zu den Türmen, und Kinder unter 16 Jahren dürfen die Türme nur in Begleitung eines Erwachsenen betreten.
Wichtig zu beachten: Obwohl der Eintritt für Rollstuhlfahrer, Menschen mit Behinderung und Kinder unter 11 Jahren kostenlos ist, müsst ihr auch die kostenlosen Tickets im Voraus reservieren!
Regeln beim Besuch der Sagrada Familia
« Am Eingang zur Kirche werden eure Taschen, Rucksäcke und andere Gepäckstücke kontrolliert.
« Beachtet bitte, dass die Sagrada Familia in erster Linie eine katholische Kirche ist. Geschrei oder Rennen sind daher nicht erlaubt.
« Kleiderordnung: Da es sich um eine katholische Kirche handelt, muss eure Kleidung dem katholischen Glauben entsprechen. Die Kleidung sollte nicht durchsichtig sein. Die Schultern müssen bedeckt werden, und Shorts sowie Röcke müssen mindestens bis zu den Knien reichen. Bauchfreie Shirts und tiefe Ausschnitte (auch am Rücken) sind nicht zulässig. Kopfbedeckungen, Hüte und Mützen sind nicht gestattet, mit Ausnahme von Kopfbedeckungen, die aus gesundheitlichen oder religiösen Gründen getragen werden. Darüber hinaus ist es nicht gestattet, Kleidung zu tragen, die Aufmerksamkeit erregt, wie zum Beispiel Kleidung, die zur Feier bestimmter religiöser oder nicht religiöser Festlichkeiten bestimmt ist. Stellt sicher, dass ihr passende Kleidung dabei habt, da vor Ort keine Bekleidung verkauft oder bereitgestellt wird, um sich zu bedecken.
« Während einer Messe wird um nötigen Respekt gebeten: keine Fotos, nicht durch die Kirche wandern und nicht laut reden, u. a.
« Fotografieren ist außer während einer Messe erlaubt. Fotostative oder professionelle Fotoausrüstung sind allerdings ausdrücklich untersagt.
Unsere persönlichen Tipps
« Nehmt euch genug Zeit für den Besuch.
« Kommt pünktlich.
« Informiert euch auf der Website immer über die aktuellen Öffnungszeiten, damit ihr keine bösen Überraschungen erlebt.
« Gaudís Meisterwerk von außen zu bewundern, ist kostenlos. Der Eintritt ins Innere hingegen ist kostenpflichtig (weiter unten erklären wir auch, warum). Es gibt jedoch die Möglichkeit, diese Top-Sehenswürdigkeit kostenlos zu besuchen. Weitere Informationen dazu findet ihr in unserem Artikel über die Tickets für die Sagrada Família.
« Besondere Highlights sind die grandiosen Konzerte, die zu Ostern und zu Weihnachten in der Kirche stattfinden.
« Wenn ihr die Türme der Sagrada Familia besichtigt, müsst ihr euren Rucksack in einem Schließfach in der Kirche aufbewahren. Dafür benötigt ihr Münzen. Vergewissert euch also, dass ihr einige lose Münzen in eurer Tasche habt.
« Wenn ihr ein schönes Bild von der Sagrada Familia haben möchtet, könnt ihr dieses aus jeweils beiden Parks, die Sagrada Familia umgeben, machen. Von beiden Parks habt ihr die schönsten Blicke auf die Basilika.
« Einen wunderschönen Blick auf die Sagrada Familia könnt ihr auch von der Terrasse des Hotels Ayre Roselló genießen.
« In der unmittelbaren Nähe der Sagrada Familia (etwa 10 Minuten Gehweg) gibt es das ehemalige Krankenhaus Sant Pau Recinte Modernista, das ihr mit dem Besuch der Sagrada Familia kombinieren könnt.
Während eures Besuchs
Was könnt ihr während eures Besuchs in der Sagrada Familia alles sehen?
Das Bauwerk ist beeindruckend – sowohl durch seine Größe als auch durch seine außergewöhnliche Architektur. Es besteht aus fünf Hauptschiffen und drei Querschiffen, die zusammen ein lateinisches Kreuz bilden. Das fünfschiffige Hauptschiff ist 90 Meter lang, während das dreischiffige Querschiff eine Länge von 60 Metern erreicht. Gekrönt wird dieses Kreuz von einer halbkreisförmigen Apsis, die aus sieben Kapellen besteht. Die Kirche ist fast vollständig von einem Kreuzgang umgeben.
Falls ihr keine Tickets für die Sagrada Familia habt, könnt ihr zumindest die Fassaden und die Umgebung der Kirche besichtigen. Auf beiden Seiten des Bauwerks befinden sich Grünflächen (Parks), von denen aus ihr eine großartige Aussicht auf die Basilika habt. Hier lassen sich die drei Fassaden und die bereits fertiggestellten Türme gut betrachten.

Fassaden
Jede der drei Fassaden symbolisiert ein zentrales Ereignis im Leben von Jesus Christus: die Geburt, den Leidensweg und die Verherrlichung Christi. Jede Fassade ist reich an biblischen Szenen, die ihr von außen bewundern könnt. Mit einer Eintrittskarte lassen sich jedoch noch mehr Details aus nächster Nähe entdecken.
Die Geburtsfassade (Façana del Naixement)
Diese Fassade liegt an der Carrer de la Marina und dient aktuell als Haupteingang. Man erkennt sie sofort, da sie viel dunkler ist als der Rest der Kirche und reich verziert. Sie ist nach Osten ausgerichtet (genauer gesagt nach Nordosten), sodass die Morgensonne sie in ein wunderschön sanftes Licht taucht.
Die Geburtsfassade, auch Weihnachtsfassade genannt, besteht aus drei großen Portalen, von denen jedes eine theologische Tugend symbolisiert und einem Mitglied der Heiligen Familie gewidmet ist:
- Das linke Portal steht für die Hoffnung und ist Josef gewidmet.
- Das mittlere Portal repräsentiert die Gnade und ist Jesus gewidmet.
- Das rechte Portal symbolisiert den Glauben und ist Maria gewidmet.
Zusätzlich wird die Fassade von vier Glockentürmen umrahmt, die jeweils einem der zwölf Apostel gewidmet sind: Matthäus, Barnabas, Thaddäus und Simon Petrus.

Die Geburtsfassade war die erste, die errichtet wurde, zwischen 1894 und 1930, und ist die einzige, die zu Gaudís Lebzeiten weitgehend fertiggestellt wurde. Sie zeigt den klassischen Modernismus-Stil des katalanischen Architekten und gehört seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Wie der Name der Fassade bereits andeutet, stellen die vielen Skulpturen und Verzierungen die Geburt Jesu Christi sowie seine Kindheit und Jugend dar und symbolisieren Leben und Schöpfung.
Auch die Natur spielt hier, wie in vielen anderen Werken Gaudís, eine bedeutende Rolle: Zahlreiche Darstellungen von Tieren und Pflanzen vereinen sich zu einem symbolischen Baum des Lebens.
Seit den 1970er-Jahren arbeitet der japanische Bildhauer Etsuro Sotoo als Nachfolger Gaudís an der Ergänzung und Renovierung dieser Fassade.

Passionsfassade (Façana de la Passió)
Diese Fassade liegt an der Carrer de Sardenya und ist nach Westen ausgerichtet (genauer gesagt nach Südwesten). Dadurch verleiht das Spiel von Licht und Schatten in der Nachmittags- und Abendsonne der Passionsfassade eine besondere Ausdruckskraft.
Die Passionsfassade wird ebenfalls von vier Glockentürmen überragt, wobei jeder Turm einem Apostel gewidmet ist: Thomas, Philippus, Bartholomäus und Jakobus der Jüngere.

Der Name dieser Fassade trägt eine symbolische Bedeutung, da sie die Passion Jesu darstellt – seinen Leidensweg, seinen Tod am Kreuz und seine Wiederauferstehung.
Dies war die zweite Fassade, die nach den Originalzeichnungen Gaudís gestaltet wurde. Der Bau begann 1954, und die wesentlichen Arbeiten wurden 1976 abgeschlossen. Die Form dieser Fassade ist stark vom Expressionismus inspiriert. Im Vergleich zur Geburtsfassade wirkt sie jedoch nüchtern, schmucklos und streng. Hier fehlen sämtliche Ornamente und lebensbejahenden Elemente. Stattdessen vermittelt die Fassade das Gefühl von Traurigkeit, Schmerz und dem irreversiblen Verlust durch den Tod Jesu.
Der Stil dieser Fassade unterscheidet sich stark von dem der Geburtsfassade, die Gaudí entworfen hat. Die Skulpturen der Passionsfassade stammen von dem Architekten Josep María Subirachs, der sich bewusst von Gaudís organischen, abgerundeten Formen abhebt, indem er kantige, geometrische Figuren verwendet. Für einige Kritiker ist der moderne Stil Subirachs unvereinbar mit dem Geist von Gaudís Arbeiten. Andere jedoch sind der Meinung, dass genau dieser Kontrast die Sagrada Familia so einzigartig macht.

Glorienfassade oder Fassade der Herrlichkeit (Façana de la Glòria)
Diese dem Meer zugewandte Fassade befindet sich an der Carrer de Mallorca, ist jedoch derzeit noch eine kahle Wand. Nach Gaudís Plänen müssten für die Fertigstellung dieser Fassade einige Häuserblöcke entfernt werden, was signifikante Auswirkungen auf die Nachbarschaft und die Anwohner hätte.
Die Glorienfassade wird eines Tages die wichtigste Fassade der Sagrada Familia sein, an der sich auch der Haupteingang befinden wird. Sie ist der himmlischen Herrlichkeit Jesu gewidmet und stellt den Aufstieg in die göttliche Welt dar: den Tod, das Jüngste Gericht, die Hölle und die Herrlichkeit.
Gaudí wusste, dass er den Bau dieser Fassade nicht mehr erleben würde, entwarf jedoch bereits einige Modelle, in denen er alle wichtigen Symbole festlegte.
Türme
Insgesamt wird die Kirche über 18 Türme verfügen: 12 davon werden den Aposteln gewidmet, 4 den Evangelisten, und die verbleibenden 2 Türme sind Maria und Jesus Christus gewidmet. Bis heute sind 13 der 18 Türme fertig (8 Aposteltürme, 4 Evangelistentürme und der Mariaturm). An Jesusturm wird gearbeitet, und die übrigen 4 (die Aposteltürme) werden in den kommenden Jahren gebaut.
Der niedrigste Turm ist etwa 90 Meter hoch (die Aposteltürme), während der höchste Turm 172,5 Meter über der Stadt ragen wird (der Jesusturm). Wenn dieser höchste Turm fertiggestellt ist, wird die Sagrada Familia das höchste religiöse Gebäude in ganz Europa und den höchsten Kirchturm der Welt beherbergen (derzeit ist der höchste Kirchturm der Welt der in Ulm). Außerdem wird sie das höchste Gebäude in Barcelona sein. Der höchste Turm der Sagrada Familia wird jedoch absichtlich den Hausberg Montjuïc mit seinen 173 Metern nicht überragen, da Gaudí der Ansicht war, dass das Werk Gottes (die Natur) größer bleiben soll als das Werk des Menschen (das Bauwerk).
Während eures Besuchs in der Sagrada Familia könnt ihr auch einen der fertigen Aposteltürme besichtigen. Bitte beachtet, dass der Aufstieg nur mit dem Lift möglich ist, der Abstieg erfolgt über eine Wendeltreppe. Dies ist ein besonderes Erlebnis, das durch den atemberaubenden Ausblick noch verstärkt wird. Um die Türme besichtigen zu können, benötigt ihr ein zusätzliches Ticket. Stellt sicher, dass ihr die Türme zusammen mit euren Eintrittskarten bucht. Die einzige Option ist ein Kombiticket, das den Grundeintritt, den Audioguide und den Turmbesuch umfasst.

Welche Türme empfehlen wir zu besuchen?
Beide Seiten bieten auf ihre Weise einen beeindruckenden Panoramablick auf Barcelona, weshalb sich ein Besuch auf beiden Seiten lohnt. Leider ist es jedoch nicht möglich, beide Türme mit demselben Ticket zu besichtigen. Ihr müsst euch also entscheiden, ob ihr die Türme der Geburtsfassade oder die der Passionsfassade besuchen möchtet.
Die Türme der Geburtsfassade bieten einen Blick nach Osten, während die Türme der Passionsfassade in Richtung Westen und auf das Stadtzentrum ausgerichtet sind. Je nach Tageszeit könnte eure Entscheidung beeinflusst werden – aufgegangene Sonne im Osten oder untergehende Sonne im Westen. Von beiden Fassaden hat man jedoch einen fantastischen Blick auf das Meer und die Ferne.
Die Türme der Passionsfassade sind etwas höher, und die Aussichtsplattformen bieten mehr Platz. Die Besichtigung der Geburtsfassade fühlt sich dagegen etwas kürzer an, daher könnte man sagen, dass die Türme der Passionsfassade die bessere Wahl sind.
Bei ungünstigen Wetterbedingungen wie starkem Wind oder Regen sind die Aufzüge, die den Zugang zu den Türmen ermöglichen, geschlossen. In diesem Fall erhaltet ihr euer Geld zurück.

Sagrada Familia Innen
Die Sagrada Familia ist schon von außen ein beeindruckendes Kunstwerk, doch im Inneren entfaltet sich die wahre Grandiosität der Kirche. Mit ihren hohen, lichtdurchfluteten Hallen, den filigranen Säulen und den kunstvollen Glasfenstern entsteht ein überwältigendes Gefühl der Erhabenheit und Spiritualität, das die Besucher in Staunen versetzt. Wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet, lest gerne unseren separaten Artikel zur Innenarchitektur der Sagrada Familia.

Die Schule der Sagrada Familia
Zwischen 1908 und 1909 ließ Gaudí auf dem Kirchengelände eine Schule errichten, die direkt an der Baustelle lag. Hier wurden die Kinder der Bauarbeiter, die an der Sagrada Familia arbeiteten, unterrichtet. Gaudí hatte vorgesehen, dass das Schulgebäude abgerissen werden würde, sobald der Platz für den Bau benötigt wurde – was jedoch nie der Fall war. Während des Bürgerkriegs wurde die Schule teilweise zerstört, doch nach dem Krieg wurde sie restauriert. Mit eurer Eintrittskarte könnt ihr die Schule ebenfalls besichtigen.
Die welligen Formen des Daches der Schule inspirierten später bekannte Architekten wie Santiago Calatrava und Le Corbusier. Interessanterweise war Le Corbusier von der Form sowie den einfachen Linien und Kurven des Schulgebäudes begeistert, während er von der Sagrada Familia selbst entsetzt war.
Krypta der Sagrada Familia
Die Krypta der Sagrada Família liegt direkt unter der Apsis und ist der älteste und einer der wenigen von Gaudí selbst fertiggestellten Teile des gesamten Bauwerks. Sie war der erste Raum, der für Gottesdienste geöffnet wurde.
Im Gegensatz zur restlichen Basilika präsentiert die Krypta einen ausgeprägten neugotischen Stil. Diesen hatte der ursprüngliche Architekt, Francisco del Villar, für die gesamte Kirche vorgesehen. Gaudí übernahm den Stil weitgehend, fügte jedoch Öffnungen für Licht und Belüftung sowie Naturmotive hinzu.
Durch die Lage der Krypta war Gaudí bei der Ausrichtung der späteren Geburts- und Passionsfassaden stark eingeschränkt. Eine exakte Orientierung der Fassaden auf den Sonnenaufgang (als Symbol der Geburt) bzw. den Sonnenuntergang (als Symbol des Todes Christi) war daher nicht mehr möglich.
Die Krypta ist ein Rundbau mit einem großen Gewölbe, drei Haupt- und vier kleineren Seitenkapellen. In der Kapelle der Heiligen Jungfrau vom Karmel befindet sich die Grabstätte von Antoni Gaudí, der hier nach seinem tragischen Tod beigesetzt wurde. Auch Josep Maria Bocabella, der geistige „Vater“ der Sagrada Família, fand hier seine letzte Ruhe. Der Boden ist mit einem römischen Mosaik aus Weizenähren und Weinreben (Symbole für Leben und Glauben) verziert.
Die Krypta kann während eines normalen Besuchs der Sagrada Família nicht besichtigt werden. Ihr habt jedoch die Möglichkeit, sie während der regelmäßig abgehaltenen Gottesdienste zu besuchen (siehe unten). Der Eintritt zu diesen Messen ist kostenlos.
Ein Besuch lohnt sich, denn die Krypta bietet einen faszinierenden Kontrast zur darüber liegenden Basilika. Sie zeigt, wie die Sagrada Família ohne Gaudís revolutionäre, visionäre Ideen ausgesehen hätte. Wie die Geburtsfassade ist auch die Krypta UNESCO-Weltkulturerbe.

Souvenirladen der Sagrada Familia
Sucht ihr ein Souvenir oder ein Geschenk? An der Sagrada Familia gibt es gleich zwei Souvenirläden. Der erste befindet sich hinter dem Aufzug der Passionsfassade, der zweite am Eingang an der Seite der Geburtsfassade in der Carrer de la Marina. Letzteres ist auch für Personen ohne Eintrittskarte zugänglich. In beiden Läden findet ihr eine große Auswahl an Artikeln, die mit Gaudí und der Sagrada Familia zu tun haben.
Teilnahme an einer Messe in der Sagrada Familia
Religiöse Gläubige und Interessierte, die an einer Eucharistiefeier in der Sagrada Familia teilnehmen möchten, haben mehrere Möglichkeiten. Die heiligen Messen werden entweder in der Krypta unter der Kirche oder am großen Altar in der Basilika gefeiert.
In der Krypta:
- Montags bis Freitags: 9 Uhr (Spanisch), 10 Uhr (Englisch) und 20 Uhr (Katalanisch)
- Samstags: 9 Uhr (Spanisch)
- Sonntags: 10:30 Uhr + 13 Uhr + 18:30 Uhr (Katalanisch) und 11:45 Uhr + 20 Uhr (Spanisch)
In der Basilika:
- Samstags um 20 Uhr
- Sonntags um 9 Uhr
Am großen Altar der Sagrada Familia finden besondere internationale Eucharistiefeiern statt. Diese Feiern sind kostenlos und werden teilweise auf Französisch, Englisch und Italienisch abgehalten. Ein besonderes Extra: Nach dem Gottesdienst könnt ihr die Sagrada Familia kostenlos besichtigen.
Für diese internationale Messe gibt es 700 Sitzplätze und 2000 Stehplätze. Seid pünktlich, da der Eintritt bei voller Kapazität nicht mehr möglich ist. Je früher ihr kommt, desto größer ist die Chance auf einen guten Platz. Die Messe dauert etwa eine Stunde, und währenddessen wird ein respektvolles Verhalten erwartet. Beachtet bitte die Kleiderordnung und vermeidet es, während der Messe Fotos zu machen.

Nach eurem Besuch
Besucht die Sagrada Familia und den Park Güell an einem Tag
Wenn ihr nur ein paar Tage in Barcelona seid, möchtet ihr natürlich so viel wie möglich sehen. Die Sagrada Familia und der Park Güell des Architekten Antoni Gaudí stehen oft ganz oben auf der Wunschliste, besonders wenn ihr zum ersten Mal in Barcelona seid. Was ist die beste Art und Weise, beide Monumente am selben Tag zu besuchen? Hier folgen unsere Tipps!
Wie kommt man von der Sagrada Familia zum Park Güell?
Es ist durchaus möglich, die zwei wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Barcelona, die Sagrada Familia und den Park Güell, an einem Tag zu besuchen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man von einem Monument zum anderen kommt: zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Taxi oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Was ihr wissen sollt: Der Höhenunterschied zwischen dem Park Güell und der Sagrada Familia ist beachtlich. Der Park Güell ist viel weiter bergauf als die Sagrada Familia. Beim Radfahren oder Laufen muss man einen steilen Auf- oder Abstieg berücksichtigen.
Schaut euch die bequemsten Routen von der Sagrada Familia zum Park Güell:
Zu Fuß
Wenn ihr zwischen den Besuchen der beiden Monumente genügend Zeit habt, könnt ihr durch das schöne Viertel Gràcia spazieren und dort zu Mittag essen oder einen Kaffee bzw. ein Wermut trinken. Wir empfehlen euch, eure Pause an einem der schönen Plätze von Gràcia zu machen: entweder am Plaça de Rovira i Trias oder am Plaça de la Virreina.
Mit dem FahrraD
Bitte beachtet, dass es zwischen den beiden Orten keinen durchgehenden Fahrradweg gibt. Ebenfalls berücksichtigt man den Höhenunterschied von etwa 120 m zwischen den beiden Sehenswürdigkeiten.
Mit dem bus
Nehmt den Bus Nr. 92 in Richtung “Barri de Gràcia” von der Haltestelle ‘Sant Antoni Maria Claret – Lepant’ (zu Fuß von der Sagrada Familia in etwa 10 Minuten erreichbar). Steigt an der ‘Carretera del Carmel – Parc Güell’ aus.
Mit gültigem Eintrittsticket für Park Güell, könnt ihr ebenfalls den “Bus Güell” nehmen, der euch von Alfons X Metrostation (Laufweg von der Sagrada Familia etwa 15 Minuten) kostenlos bis zum Park Güell bringt.
Mit der metro
Steigt in die blaue Linie L5 von der Haltestelle Sagrada Familia in Richtung Vall d’Hebron. Steigt an der Haltestelle ‘El Coll – La Teixonera’ aus. Von dort sind es 15 Minuten zu Fuß bis zum Park Güell. Die gute Nachricht dabei ist, dass der Höhenunterschied die U-Bahn gemacht hat und ihr müsst nun fast gar nicht mehr bergauf laufen. Außerdem werdet ihr schöne Aussichtspunkte auf dem Weg von der Metro zum Park genießen können!
Mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus
Die blaue Route des Hop-On-Hop-Off-Busses fährt zwischen der Sagrada Familia und dem Park Güell in beiden Richtungen. Es dauert ungefähr 20-30 Minuten.
Mit dem taxi
An der Sagrada Familia gibt es immer viele Taxis, die euch in 10 bis 20 Minuten zum Park Güell bringen (je nach Verkehr). Im Vergleich zu den Taxipreisen in Deutschland sind Taxis in Barcelona extrem günstig.
! Tipp: Plant bei der Buchung eures Tickets genügend Zeit zwischen den beiden Sehenswürdigkeiten ein, damit ihr euch nicht unnötig stressen müsst.

Antoni Gaudí und die Geschichte der Sagrada Familia
Die Baugeschichte der Sagrada Família, die ursprünglich als eine deutlich kleinere Kirche geplant war, ist außerordentlich faszinierend und begann vor mehr als 150 Jahren.
Zeitachse – Gaudís Leben und Wirken
1860er
Der Buchhändler Josep Bocabella gründet zur Finanzierung des Projekts den Verein der Gläubigen des Heiligen Josef, nachdem ihn eine Italienreise zur Errichtung einer Kirche zu Ehren der Heiligen Familie inspiriert.
1881
Kauf eines Grundstücks im damals wenig bebauten Eixample. Es kostete 172.000 Peseten (heute etwa 1.000 Euro). Ein Standort näher am Stadtzentrum kam wegen der hohen Grundstückspreise nicht infrage. Das Projekt wurde dem Diözesanarchitekten Francesc de Paula del Villar i Lozano übertragen, der bereit war, ohne Gehalt den Bauplan zu erstellen. Er entwarf eine Kirche im neugotischen Stil, der zu dieser Zeit sehr beliebt war.
1882
Francesc de Paula del Villar legt am 19. März den Grundstein der Sagrada Família. Bei der Zeremonie ist auch Antoni Gaudí anwesend – niemand ahnt, dass dieser junge, noch unbekannte Mann später der Architekt des Bauwerks werden wird. Der Bau beginnt mit der Krypta.
1883
Nach grundlegenden Uneinigkeiten verlässt Villar das Projekt, und es wird ein Nachfolger gesucht. Der junge Antoni Gaudí wird vorgeschlagen und im Alter von 31 Jahren zum neuen Architekten ernannt. Zu diesem Zeitpunkt glaubt er noch, das Projekt in nur wenigen Jahren vollenden zu können.
1893
Durch eine großzügige anonyme Spende beginnt Gaudí, das ursprüngliche neugotische Projekt zu verändern. Die Kirche wird zu einer monumentalen, symbolreichen Basilika umgestaltet, und bis heute folgt der Weiterbau seinen Plänen.
1910
Gaudí nimmt ab diesem Zeitpunkt keine weiteren Aufträge mehr an. Er arbeitet Tag und Nacht ausschließlich an der Sagrada Família und übernachtet häufig direkt auf der Baustelle.
1925
Gaudí macht sich zunehmend Sorgen um den Baufortschritt und zieht sogar in die Werkstatt auf der Baustelle. Das Tempo der Arbeiten bleibt jedoch vom Spendenfluss abhängig.
1926
Ein paar Tage vor seinem 74. Geburtstag stirbt Gaudí nach einem Straßenbahnunfall. Zu diesem Zeitpunkt sind die Krypta, die Apsis und ein Turm der Geburtsfassade fertiggestellt.
Zeitachse – nach Gaudís Tod bis heute
1926–1936
In den Jahren nach Gaudís Tod führte sein Assistent, der Architekt Domènec Sugrañes i Gras, die Arbeiten an der Sagrada Família weiter.
1936
Zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs wurden bei einem Brand fast alle Baupläne, Zeichnungen und Dokumente zerstört und die Gipsmodelle schwer beschädigt. Die Modelle konnten später größtenteils rekonstruiert werden; erhalten blieben nur bereits veröffentlichte oder privat verwahrte Zeichnungen. Heute existieren weltweit nur noch etwa 30 Originalzeichnungen von Antoni Gaudí.
1940er
Der Bau wird zwar wieder aufgenommen, verläuft jedoch mit sehr geringem Tempo und knappen Ressourcen. Zwischenzeitlich arbeitet sogar nur ein einziger Arbeiter auf der Baustelle.
1966
Künstler und Architekten – darunter Miró, Le Corbusier und Gropius u.v.m. – veröffentlichen einen Protestbrief gegen den Weiterbau. Sie halten die Errichtung eines so monumentalen Sakralbaus für nicht mehr zeitgemäß.
1986
Bildhauer Josep Maria Subirachs übernimmt die Gestaltung der Passionsfassade. Seine Verpflichtung sorgt jedoch für heftige Kritik, da er Mitunterzeichner des Protestbriefs von 1966 war und viele ihm diesen Sinneswandel übelnahmen. Auch sein moderner, abstrakter Stil löst kontroverse Diskussionen aus. Zudem empört die Darstellung eines völlig nackten Jesus in der Kreuzigungsszene besonders konservative Katholiken.
2008
Ein großes Gelände außerhalb Barcelonas wird erworben, um dort Bauelemente vorzufertigen – die Basilika entsteht in gewisser Weise bereits dort – und diese anschließend in Barcelona wie in einem „Lego-System“ zu montieren. Dieses Vorgehen beschleunigt den Bau erheblich.
2010
Der Innenraum wird fertiggestellt und von Papst Benedikt XVI. zur Basilica Minor geweiht.
2012
Jordi Faulí wird leitender Architekt (der 9. seit Baubeginn).
2018
Die Sagrada Família erhält erstmals eine offizielle Baugenehmigung – nach 137 Jahren Bauzeit (die Kirche wurde bis dahin ohne Lizenz gebaut).
2026
100. Todesjahr Gaudís und wir sind voller Erwartung darauf, welchen Fortschritt die Fertigstellung des markanten Bauwerks von Barcelona bis dahin wohl gemacht haben wird!

Warum dauert der Bau der Sagrada Familia so lange?
Wer einen genaueren Blick auf die zahlreichen feinen Verschnörkelungen und kunstvollen Verzierungen auf den Fassaden und Türmen wirft, wird ihm deutlich klar, warum es mit dem Bau nur so langsam vorangeht. Dass der Bau noch nicht abgeschlossen ist, liegt zum Teil an der enormen Komplexität des Projekts. Gaudís Ideen gingen über alle Dimensionen hinaus. Wegen seiner gewissenhaften Arbeitsweise ging der Bau eher langsam voran. So hat er beispielsweise das Design der Türme mehrfach angepasst. Er nahm sich auch viel Zeit, die Geburtsfassade sorgfältig zu entwerfen. Seiner Leidenschaft für Dekoration waren keine Grenzen gesetzt. Bibelkenner werden hier viele biblische Szenen entdecken, aber auch viele Tierarten und andere aus der Natur inspirierte Formen.
Die Finanzierung erwies sich jedoch jahrelang als das größte Problem bei den Bauarbeiten. Die Sagrada Familia sollte laut dem Schöpfer Bocabella nur mit Almosen finanziert werden. Es war keine leichte Aufgabe, genug Spenden für Gaudís Hauptwerk zu finden, und während des Ersten Weltkriegs sah der Architekt nur eine Lösung: Er ging persönlich von Tür zu Tür, um Geld zu sammeln. Der Bau wird übrigens bis heute aus Spenden und Eintrittsgeldern finanziert.
Auf die Frage, warum der Bau so lange dauert, sagte Gaudí: „Mein Auftraggeber hat keine Eile“ und blickte dabei zum Himmel.
Eintrittsgelder als Spende
Der Bauausschuss der Sagrada Familia hat in den 1980er eine Entscheidung getroffen, dass diejenigen, die sich eines der umstrittensten Meisterwerke der modernen Architektur ansehen möchten, einen Beitrag leisten. Somit wurde beschlossen, eine Eintrittsgebühr zu verlangen, und seitdem geht der Bau wesentlich zügiger voran.
Die Eintrittsgelder für den Besuch der Kirche und das Besteigen der Türme werden zu 100% für den Bau verwendet.
Täglich – außer sonntags – arbeiten rund 100 Bildhauer an Gaudís Tempel.
Wer war Antoni Gaudí?
Antoni Gaudí ist der berühmteste Architekt von Barcelona und der wichtigste Vertreter der katalanischen Moderne, d.h. der katalanischen Variante des Jugendstils.
Gaudí stammte aus Reus aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war ein Kesselschmied und Gaudí fühlte sich auch zum Handwerk hingezogen.
Gaudís Inspirationsquellen waren in erster Linie die Religion und die Natur. Beim Bauen richtete er sich ganz nach den Gesetzen der Natur. Dies spiegelt sich in fast allen Formen und Details seiner Bauwerke wider.
Die letzten 15 Jahre seines Lebens, nachdem er das Haus Casa Milà alias La Pedrera beendet hatte, arbeitete Gaudí ausschließlich an der Sagrada Familia. Inzwischen hat er sich von einem extravaganten jungen Mann zu einem schäbig gekleideten, von der Gesellschaft zurückgezogenen und begeisterten Katholiken gewandelt.
Die Sagrada Familia war sein Lebenswerk, an dem er insgesamt 43 Jahre arbeitete. Er steckte in der Sagrada Familia alle seine Kreativität, Erfahrung und Besessenheit. Er war sich bewusst, dass er das vollendete Gebäude nie sehen würde und deshalb schlug er vor, zunächst die fröhliche Geburtsfassade fertigzustellen. Damit sollten künftige Generationen inspiriert werden und die begonnene Arbeit fortzusetzen. Er hinterließ allerdings keinen kompletten Bauentwurf, denn er wollte nachfolgenden Generationen ein Mitspracherecht einräumen. Gaudí war davon überzeugt, dass Barcelona eines Tages für seine Kirche bekannt sein würde.
Ein bekanntes Zitat von Gaudí: „Mis grandes amigos están muertos; no tengo familia, ni clientes, ni fortuna, ni nada. Así puedo entregarme totalmente al Templo (Sagrada Familia).” Auf Deutsch heißt das: „Meine guten Freunde sind tot; ich habe keine Familie, keine Kunden, kein Vermögen, nichts. Auf diese Weise kann ich mich ganz dem Tempel hingeben (Tempel = die Sagrada Familia).”
Weitere bekannte Gaudí-Werke in Barcelona:
Park Güell, Casa Milà, Casa Batlló, Palau Güell, Casa Vicens, Finca Güell (Pavillons)

Bemerkenswerte Fakten und Zusätzliches zu lesen
Sagrada Familia in Zahlen:
- 9.000 Menschen Kapazität
- 4.500 m² Fläche
- 172,5 m der höchste Turm
- Mehr als 4,5 Millionen Besucher pro Jahr
- Ein kreuzförmiger Grundriss von 90 x 45 m
- Das Hauptschiff ist 15 Meter breit, die Seitenschiffe 7,5 Meter
- Die Höhe des Hauptschiffes 45 Meter, der Seitenschiffe 30 Meter
- Das Querschiff ist 60 Meter lang und 30 Meter breit
- Chorkapazität von 1500 Sängern
- Orgel hat 1492 Pfeifen
- 45 Millionen Euro jährlich stehen dem Bau zur Verfügung
- Das magische Viereck mit 16 Zahlen (auf der Passionsfassade): die Quersumme der Zahlen ergibt immer 33, egal in welcher Richtung. Die Zahl entspricht dem Alter Jesus, als er starb.
Wusstet ihr, dass…..?
- Jeder Stein der Sagrada Familia ist von Hand angepasst worden, industriell vorgefertigte Steine können nicht verwendet werden.
- Das Gesicht von Gaudí ist an der Sagrada Familia zweimal zu finden! Einmal an der Geburtsfassade, wo sein Gesicht eine Statue von Josef hat und das zweite Gesicht von Gaudí ist an der Passionsfassade zu sehen, der Herr, der links neben Veronica steht, die das Schweißtuch hält.
- An der Geburtsfassade findet man eine große Zahl an versteckten Symbolen. Bei einigen Figuren, zum Beispiel, verwendete Gaudí die Gesichtsabdrücke von damaligen Bauarbeitern.
- Es gibt kein Vorbild in der Architektur für das von Gaudi entwickelte Gewölbe- und Säulensystem. Sein einziges Vorbild war die Natur.
- Der englische Sänger Ed Sheeran hat die Sagrada Familia an seinem Oberkörper tätowiert, als Zeichen seiner Liebe zu Barcelona.
Wenn ihr mehr über den Architekten der Sagrada Familia Antoni Gaudí und die katalanische Moderne erfahren möchtet, lest unseren ausführlichen Artikel über die Moderne (kommt bald).
